12.Mär.2005

4.3 Namenwandel und Assimilation

Über einen längeren Zeitraum unterliegen Toponyme Veränderungen. Ganz besonders gilt das für fremdsprachlich gebildete Ortsnamen.

Die Geschichte der deutschen (wie auch die aller anderen westlichen) Ortsnamen in Australien ist aber recht jung. Dazu wurden sie bald nach ihrem Entstehen behördlich registriert. So sollten auch Assimilationserscheinungen sehr gering sein.

Nur wenige der Ortsnamen wurden anglisiert, bei einigen mussten fremdartige Schriftbilder an die dominante Sprache anglichen werden. Probleme bereiteten orthographische Symbole, die im Englischen fehlen. Deshalb wurde <ü> etwa als <u> oder <ue> wiedergegeben (z.B. Mueller Park, Lubeck), <o> als <oe> (Poeppel Corner). Ebenso ist das auch für die zugrunde liegenden Familiennamen zu erwarten.

Einige Toponyme wurden übersetzt. Nur wenige kamen dafür überhaupt in Frage, denn die Übersetzung eines Eigennamens ist nur dann möglich, wenn er semantisch durchschaubar ist, also „verstanden“ werden kann. Aus Oliven- und Rosenthal, Sommer- und Steinfeld wurden Olivedale, Rosedale, Summerfield und Stonefield. Bei diesen Orten Südaustraliens kann man allerdings nicht von einer allmählich Assimilation ausgehen, vielmehr wurden sie ad hoc umbenannt, doch die semantisch-etymologische Identität der Namen blieb gewahrt.

Beide Bethanien wurde anglisiert. Der Ort in Südaustralien heißt heute Bethany, der Vorort Brisbanes hingegen Bethania.

Kleine Veränderungen erfuhren einige Namen allerdings, als sie in den amtlichen Ortsnamenindex aufgenommen wurden. Es fiel schon mehrfach auf, dass Mehrwortnamen aus Personenname ihres possessivischen Charakters uns des Genitiv-s’ beraubt wurden. In Südaustralien verlor sogar Kronsdorf sein <s>. Auf hyperkorrektes Vorgehen deutet auch der Ortsname Schreiberhau hin, der seit 1975 auf Anraten des Tanunda District Councils als Schreiberau, ohne <h>, gelistet ist.

Seit Ortsnamen im amtlichen Gazetteer erfasst sind, ist ihre Verwendung zwingend an die dort festgehaltenen Formen gebunden. Änderungen von Namen sind zwar denkbar, bedürfen aber behördlicher Zustimmung. So ist mit weiterem Namenwandel kaum zu rechnen. Die Veränderungen, denen deutsche Ortsnamen bis zu diesem Zeitpunkt unterlagen, waren minimal - es sei denn, sie wurden umbenannt.