23.Mär.2013

Warum es Philip nach Philadelphia zieht

namen statistik

Im ersten Moment klingt es wie ein Witz: Menschen, die Philip heißen, wohnen eher in Philadelphia als Menschen mit anderen Vornamen. Das ist albern, absolut irrational – aber es stimmt! Ein Forscherteam aus den USA konnte genau diesen Zusammenhang statistisch belegen.

Für ihre Arbeit mit dem Titel „Why Susie sells seashells by the seashore: Implicit Egotism and Major Life Decisions“ (Link zum PDF) untersuchten Pelham, Mirenberg und Jones den Zusammenhang zwischen Namen und Leben von über 66 Millionen Amerikanern in insgesamt zehn Studien. Das verblüffende Ergebnis: Menschen leben nicht nur überdurchschnittlich häufig in Städten, die ihrem Namen ähneln, sondern auch ihre Vorlieben und sogar die Berufswahl werden durch den Vornamen mitbestimmt!

Der Name bestimmt das Leben – zumindest statistisch!

So lebt eine Penny eher in Pennsylvania, ein Jack in Jacksonville und Philip eben in Philadelphia. Dieser Effekt macht laut den Studien immerhin 15% gegenüber dem Zufall aus – das heißt, es leben 15% mehr Philips in Philadelphia, als sie es statistisch betrachtet sollten. Bei Städten, welche die Bezeichnung „Sankt“ im Namen tragen, ist der Zusammenhang sogar noch deutlicher: 55% mehr Menschen als der Durchschnitt heißen in St.Louis – Louis.
 
Im Berufsleben sieht das ganze ähnlich aus: Ein Denis wird  Zahnarzt (auf Englisch: dentist), eine Laura Rechtsanwältin (auf Englisch: lawyer) und ein Georg studiert bevorzugt Geowissenschaften. Wessen Name mit <H> anfängt, der führt mit einer um 80% erhöhten Wahrscheinlichkeit einen hardware store im Vergleich zu denen, deren Name mit <R> beginnt!
 
Das Wissenschaftsmagazin „New Scientist“ hat nach kuriosen Beispielen gesucht, die dieses Phänomen „belegen“. Einige der schönsten Einsendungen: Ron Rumble ist Ingenieur für Lärmschutz und Vibration, Sarah Blizzard macht die Wettervorhersage beim BBC und David Dollar war Chef der Weltbank in China (New Scientist 2005; 2504: 88 / 2486: 84.).

Ein irrationales Verhalten – oder?

Obwohl wir alle uns in der Regel für vernünftige Menschen halten, werden viele unserer Entscheidungen in Wahrheit vom Unterbewusstsein getroffen. Umgangssprachlich nennen wir das „Bauchentscheidungen“ – uns ist selbst nicht klar, warum wir uns zu etwas hingezogen fühlen oder eine bestimmte Handlung unterlassen.
 
Da die meisten von uns im Wesentlichen ein gutes Verhältnis zu sich selbst haben, bevorzugen sie unbewusst Dinge, die mit ihnen in Verbindung stehen. Dies gilt nicht nur für den eigenen Namen, sondern beispielsweise auch für das Geburtsdatum, dessen Ziffern die jeweiligen Personen besonders anziehen. Wissenschaftler sprechen bei diesem Effekt vom „impliziten Egoismus“. 
 
Längst haben auch Marketingexperten diese Zusammenhänge erkannt und berücksichtigen die Tatsache, dass ein Erik womöglich lieber mit SonyEricsson telefoniert und eine Nora lieber mit Nokia.

Alles vorherbestimmt?

Für alle, die jetzt vielleicht mit ihrem Namen und dem vermeintlich vorherbestimmten Schicksal hadern, ein Trost: Der Effekt des „nominativen Determinismus“ ist nur deshalb so stark, weil er unterbewusst abläuft – sobald Sie also gezielt darüber nachdenken, welche ihrer Entscheidungen und Absichten durch ihren Namen beeinflusst sein könnten, lässt eben dieser Einfluss nach. Ihr Name muss Ihr Leben also nicht bestimmen – wenn Sie es nicht wollen.