Wuchner

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Guten Tag!

Ich hatte letzthin ein Gespräch mit Frau Rosentritt - und dabei sind wir auf die Bedeutung unserer Familiennamen gekommen. Sie hat mir Ihr Forum empfohlen, da Sie hier gute Hinweise bekommen hat.

Mein Familienname ist WUCHNER, und die Grosseltern meines Opas sind im 19. Jahrhundert aus dem Schwarzwald (genauer Hotzenwald) in die Schweiz eingewandert. Im Süddeutschen / Badischen ist der Name daher heute noch sehr verbreitet und üblich [wie man auch den Meldungen der Badischen Zeitung entnehmen kann: http://www.badische-zeitung.de/suche.html?cx=003404751398616916591:lvttkxlsyso&cof=FORID:9&ie=ISO-8859-1&as_qdr=&q=wuchner&sa=Suche#945]. Er wird auch immer richtig verstanden.

In der Schweiz sind wir nur ca. 20 Personen mit diesem Namen. Hier bekundet man auch Mühe damit, und versteht ihn immer falsch: am meisten wird Bucher gehört (--> Hinweis auf Lautverschiebung?).

Natürlich habe ich auch immer wieder den "Witz" gehört: aha, Wucher (--> Geldwucher gemeint). Aber vielleicht ist da was dran?

Wer weiss mehr darüber und könnte mir helfen? Ob vielleicht tatsächlich eine Lautverschiebung dahinterstecken könnte, oder ob der Name Wuchner ein Hinweis auf den Beruf des Wucherers sein kann (Namen haben ja oft den Beruf genannt wie Müller, Meier etc..). Ich bin für alle Tips und Hinweise dankbar.

Vielen lieben Dank im voraus und mit besten Grüssen vom Rheinknie
basilea

User offline. Last seen 1 year 14 weeks ago. Offline
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basilea wrote:Guten Tag!

Ich hatte letzthin ein Gespräch mit Frau Rosentritt - und dabei sind wir auf die Bedeutung unserer Familiennamen gekommen. Sie hat mir Ihr Forum empfohlen, da Sie hier gute Hinweise bekommen hat.

Mein Familienname ist WUCHNER, und die Grosseltern meines Opas sind im 19. Jahrhundert aus dem Schwarzwald (genauer Hotzenwald) in die Schweiz eingewandert. Im Süddeutschen / Badischen ist der Name daher heute noch sehr verbreitet und üblich [wie man auch den Meldungen der Badischen Zeitung entnehmen kann: http://www.badische-zeitung.de/suche.html?cx=003404751398616916591:lvttkxlsyso&cof=FORID:9&ie=ISO-8859-1&as_qdr=&q=wuchner&sa=Suche#945]. Er wird auch immer richtig verstanden.

In der Schweiz sind wir nur ca. 20 Personen mit diesem Namen. Hier bekundet man auch Mühe damit, und versteht ihn immer falsch: am meisten wird Bucher gehört (--> Hinweis auf Lautverschiebung?).

Natürlich habe ich auch immer wieder den "Witz" gehört: aha, Wucher (--> Geldwucher gemeint). Aber vielleicht ist da was dran?

Wer weiss mehr darüber und könnte mir helfen? Ob vielleicht tatsächlich eine Lautverschiebung dahinterstecken könnte, oder ob der Name Wuchner ein Hinweis auf den Beruf des Wucherers sein kann (Namen haben ja oft den Beruf genannt wie Müller, Meier etc..). Ich bin für alle Tips und Hinweise dankbar.

Vielen lieben Dank im voraus und mit besten Grüssen vom Rheinknie
basilea

hallo,
Wuchner
in einem schlauen Wörterbuch(Lexer) wird auf dem Zusammenhang auf das mittelhochdt. Wuche = Woche hingewiesen.
Wüchner > Wöchner (mittelhochdt. Wöchener ) " der zum Wochendiensst verpfklichtete Bauer oder Hörige.
Ein sog. Berufsname also.
Warte bitte mal noch die weitere Deutung (aus CH) ab.
Gruß weste
NS
Unter dem NN Wochner findet man die gleiche Deutung.

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lieber weste

dann warte ich gerne ab -- und bedanke mich schon mal herzlich

:?: in den foren gibt es immer wieder Abkürzungen, teilweise selbsterklärend, aber was hast du mit NN und NS hier gemeint?

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Quote:Warte bitte mal noch die weitere Deutung (aus CH) ab.

Hallo,

der Name bt. bzw. leitet sich auch in der CH von dem bereits von Weste genannten ab. Zumal es sich nicht um einen CH- Fam. Nam. handelt.

G.G. (f. D.) verz. rund 150 Einträge in 29 vers. Landkr.. Die Meisten davon in BW.. In der CH sind es rund 20 Einträge.

Ein Klais Brun gen. WUCHNER (Bauer) ist a. 1525 in Württ. Bezeugt.

NN= Nachname. NS= Nebenbei. Mhd.= mittelhochdeutsch.

Der Name steht in keinem Zusammenhang mit dem ähnlichen Fam. Nam. Wucherer!!!

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so, da haben sich grad 2 Nachrichten überkreuzt:
lieber Tarzius
bei Dir geht es mit dem "abkürzeln" ja gleich flott weiter (G.G und BY.WB??) --> wohl Wörterbücher.

Aber Dir und weste besten Dank: das Einfache liegt manchmal so nah, wir hier in Basel sagen für die Woche ja gut allemannisch "wuche" :oops: Und im Schwarzwald gab's ja für Untertanen weiss Gott genug zu tun für die Habsurger Lehnsherren (Vorderösterreich) oder beispielsweise das Kloster St. Blasien, um das Land urbar zu machen.

Auch Dank dafür, dass ihr mir so schnell geantwortet habt

Anschlussfrage: Ich habe ebenfalls den FN Wüchner gesehen und mir gedacht, hier liegt ein Schreibfehler vor, mit euren Erklärungen aber nun einleuchtend. Warum kann aber ein Bezug zu Wöchnerin beispielsweise ausgeschlossen werden?

Grüssle vom Rheinknie
basilea

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basilea wrote:so, da haben sich grad 2 Nachrichten überkreuzt:
lieber Tarzius
bei Dir geht es mit dem "abkürzeln" ja gleich flott weiter (G.G und BY.WB??) --> wohl Wörterbücher.

Anschlussfrage: Ich habe ebenfalls den FN Wüchner gesehen und mir gedacht, hier liegt ein Schreibfehler vor, mit euren Erklärungen aber nun einleuchtend. Warum kann aber ein Bezug zu Wöchnerin beispielsweise ausgeschlossen werden?

Grüssle vom Rheinknie
basilea

Hallo,

Quote:da haben sich grad 2 Nachrichten überkreuzt:
lieber Tarzius

Und aus diesem Grund habe ich meine Antwort derer von Weste "angepasst". Muss ja nicht gleich zweimal das Selbe dastehen.

BY.-WB stand für Bayrisches Wörterbuch.

Quote:Warum kann aber ein Bezug zu Wöchnerin beispielsweise ausgeschlossen werden?

Das kann (gem. dem WB) nicht ausgeschlossen werden. Und wird auch zu Wochner, Wöchner "gestellt".

Auch bei F.S. sind Einträge z.B. zum Fam. Nam. Wochnerin, verz..

Marina Wochnerin, 1707, Katholisch,Dotternhausen,Schwarzwaldkreis,Wuerttemberg.

Elisabetha Wochnerin, 22 Nov 1674 (Marriage Place) Katholisch,Hettingen,Hohenzollern,Preussen.

wochnerin, wöchnerin: gemäsz wochner, wöchner die an der reihe ist, den wöchentlichen dienst zu versehen, 'im kloster etc.: ebdomadaria' Jagemann dizion. (1803) 2, 1398. s. auch wochenersche: unter diu ê man: 'tu autem domine' spreche,

so soln die schellen ruoren und sprechen die swestre: 'benedicite'. diu wochnarin: 'potum caritatis benedicat dextera dei patris. amen' (st. Lambrechter breviar, 12. jh.) zs. f. dt. altert. 20, 141; wuchnerin (in einem ritualbuch eines nonnenklosters, 14. jh.) Birlinger schwäb.-augsb. wb. 416; ze ainem mal, do die wuchnerin besprangt in der antifone Elsbeth Stagel leben d. schwestern z. Tösz 28 Vetter; z ainem zil das sy wuchnerin was in der kuchin ebda 81; weill sie in der kuchell wochnerin was (1691) Fischer schwäb. wb. 6, 917; 'wöchnerin, veraltet, diejenige (nicht verheiratete), die abwechselnd den wochendienst versieht: sorge du fürs abendbrot, du bist wöchnerin (sagt eine schwester zur andern)' Müller-Fraureuth wb. d. obersächs. u. erzgeb. ma. 2, 676. vgl.spül- ò abwaschwöchnerin Kramer 2 (1702) 1378a.

2) seit dem beginn des 17. jh. für älteres kindbetterin, das sich landschaftlich aber erhalten hat. voran (seit dem 16. jh., s. teil 9, 2794) gehen formen wie sechswöch(n)erin, sechswoch(n)erin, aus denen wöchnerin u. s. w. verkürzt ist, vgl. den ähnlichen vorgang bei sechswochen: wochen (woche 15), sechswochenbett: wochenbett, sechswochenstube: wochenstube. sechswöch(n)erin ist in manchen mundarten aber noch üblich, ausschlieszlich z. b. in bair. mundarten, s. Schmeller-Fr. 2, 836. in wörterbüchern wird sechswöchnerin neben wöchnerin bis zum ausgang des 18. jh. verzeichnet, z. b. bei Stieler (1691), Kramer (1702), Rädlein (1711), Steinbach (1734), Frisch (1741), Schwan (1784). ohne umlaut wochnerin Prätorius glückstopf (1669) 408; Kramer 2 (1702) 1378a; Westenrieder

Belegt sind auch Wüchner, Wochner, Wöchner.

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Liebe Experten weste und Tarzius

Für eure ausführlichen Hinweise, inklusive Quellenbelegen, nochmals den wärmsten Dank.

Irgendwie ist es nun auch schön zu wissen, "Munition" gegen den Wucher-Witz parat zu haben.

Sonnige Grüsse vom Rheinknie
basilea