20.Mai.2012

Plunderteig

Manchmal kommt es sogar vor, dass alle drei Kategorien in den Namen über ganz Europa verteilt, zu finden sind. So zum Beispiel beim Plunderteig, der im Deutschen zur Herstellungs-Kategorie gehört, weil er vom Wort „pludern“ (aufgehen, lockern) abstammt und somit die Bearbeitung des Hefeteigs bezeichnet. Auf den britischen Inseln kennt man ihn als Danish Pastry. Da wird sich der Norddeutsche sagen: Klar, bei uns ist das auch Kopenhagener, aber warum!? In Dänemark ist diese Gebäckart besonders beliebt und in jeder Bäckerei in mannigfacher Ausführung zu finden, dennoch kommt das Rezept nicht von dort und wurde nur durch Zufall – oder besser gesagt wirtschaftspolitische Gründe – ein Kassenschlager im Norden.

Plunderteig, Dänischer Plunder, Kopenhagener
Viennoiserie
Danish, Danish pastry
 Topfenkolatsche, Kolatsche/Golatsche
// Wienerbrød
facturas

Im Jahre 1850 gingen die dänischen Bäckerei-Arbeiter in den Streik, wodurch die Besitzer gezwungen waren, ausländische Fachkräfte anzuheuern. Unter diesen befanden sich auch österreichische Bäckermeister, die mit den dänischen Rezepten nicht vertraut waren und somit einfach die ihnen von daheim bekannten Süßwaren herstellten. Den Dänen hat es gefallen, weshalb sie den Plunderteig wie ihre skandinavischen Nachbarn als Wienerbrød bezeichnen. In Österreich nun käme niemand darauf, ein Plunderteilchen als Wienerbrot zu verkaufen, denn da kennt man die typisch böhmische Mehlspeise als Kolatsche/Golatsche oder Tascherl. Die ehemalige Vielvölker-Monarchie Österreich-Ungarn hat auch hier sprach-und kulturtechnisch also ihre Spuren hinterlassen, denn Kolatsche kommt von tschechisch koláč (Kuchen), kolo (rund, Rad). In Tschechien nämlich wird die dortige Plundervariante rund und in geschlossener Taschenform hergestellt, während in allen anderen Ländern eher die quadratische oft auch offene Version vorherrscht. Ein Gebäck-Krimi vom Feinsten.