20.Mai.2012

Berliner Pfannkuchen

Berliner Pfannkuchen

Im vorherigen Abschnitt stellten sich die Schweizer als Bewahrer wichtiger geschichtlicher Ereignisse heraus, indem sie ein Blätterteiggebäck namentlich mit den Preußen in Verbindung setzten. Ähnliches kann man im Fall des Berliner Pfannkuchens ausfindig machen. 
Der heißt in Kanada und verschiedenen Teilen der USA bismark. Man kann wohl davon ausgehen, dass der große Otto von Bismarck zu Lebzeiten nichts von seinem Glück wusste, in Konditoreien in Übersee verweigt worden zu sein. Was ist hier (vermutlich) passiert?

Die europäische Massenauswanderungswelle der 1800-er hat, wie wir wissen, auch vor Deutschland nicht halt gemacht. Sechs Millionen Menschen haben sich damals in die Neue Welt verschiffen lassen und ihre Erinnerungen an daheim inkluisve des Namengutes mitgenommen. Normalerweise kennen wir das von den deutschen Ortsnamen, die ein Doubel auf amerikanischem Boden haben, z.B. den diversen Frankfurts und Hamburgs. Aber natürlich siedeln auch die Lebens-und Essgewohnheiten mit um. Man mag sich vorstellen, dass der Name Pfannkuchen oder Kräppel für nicht-deutsche Nachbarn und Kunden beim deutschen Bäcker schwerlich auszusprechen war, weshalb sich ganz sicher eine neue Bezeichnung finden ließ, die den Bezug zum Herkunftsland für alle sichtbar machte. Da kommt der politisch mächtigste Mann Preußens und erste Reichskanzler des Deutschen Reiches gerade recht, vielleicht sogar auch als Scherzname.

Berliner Pfannkuchen, Berliner, Pfannkuchen, Berliner Ballen, Krapfen, Kreppel/Kräppel, Fastnachtsküchle
Boule de Berlin, Beignet (Berliner Ball, Krapfen)
jelly doughnut (Marmeladenkrapfen)
Bavarian creme doghnut, bismark (Bayrischer Sahnekrapfen)
bismark, Burlington bun, jambuster (Marmeladenbombe)
Bombolone
(Trojanski) krof
šiška
krafni
kobliha
fánk
pączki (Berliner)
bola de Berlim
berlinesas
berlines
Berliner bollen, Berlijnse bollen
Berlinerboller
Hillomunkki, Berliininmunkki, Piispanmunkki (Bischofsmönch)
bola de fraile

Der Berliner Ballen, wie er in der Übersetzung in den meisten europäischen Ländern genannt wird, hat noch mehr Wissenswertes zu bieten. Schon seit dem Altertum ist der Krapfen, althochdt. krapfo, für ein hakenförmiges Gebäck oder zu krapp (niederrhein.) "hart gebacken" nachgewiesen. Er diente den Christen in der Fastenzeit als leichte Speise, was wir am südwestdeutschen Fastnachtsküchle sehen und der Tatsache, dass die Zeit, in der Pfannkuchen am beliebtesten sind, Karnevalszeit ist. Das Fasten beginnt in der Westkirche nämlich nach all dem närrischen Treiben am Aschermittwoch. Daher kommen sicher auch die lustigen Mönch-Varianten Finnlands und Argentiniens wie z.B. Hillomunkki (Marmeladenmönch) und bola de fraile (Mönchskugel), bei denen die runde Form wohl an einen beleibten Ordensträger erinnert, der dem Volk das Schmausen verbietet. Ein letztes sei noch zum slowenischen Namen des Pfannkuchens gesagt, dem Trojanski Krof (Trojanischer Krapfen), der zur Interpretation geradezu einlädt. Zur Faschingszeit werden die Berliner bekanntlich oft aus Spaß auch mit Senf statt Marmelade gefüllt, womit man wie beim Holzpferd in der Stadt am Hellespont, nicht weiß, was darin stecken könnte und eine Überraschung ganz sicher ist.