Weylo

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Liebe Forumsmitglieder, seit Jahren versuche ich die Herkunft des Namens meiner Familie mütterlicherseits zu klären. Ich bin in keinem der gängigen Nachschlagewerke fündig geworden und hoffe darauf, dass Sie mir vielleicht weiterhelfen können. Der seltene Name lautet WEYLO und die Familie stammt aus Masuren im früheren Ostpreußen. Die erste Nennung dieses Namens finde ich in einer Erbhuldigungsakte des Amtes Lyck von 1714, mit dem "Freyen" Christoff Weylo im Ort Szielasken. Die Namensendung "o" weist vermutlich auf slawischen Ursprung, wobei einzelne Weylos einen hugenottischen, also französischen Ursprung vermuten. Mein verstorbener Großvater war der Ansicht, der Name stamme aus Russland oder dem Baltikum. Bei meinen weiteren Recherchen stieß ich auf Namensträger in Skandinavien, in leicht veränderter Schreibweise "Weilow" oder "Weilöff" - wobei sein Ursprung auch nicht hier zu liegen scheint. Ich wäre Ihnen für jeden Hinweis überaus dankbar und hoffe auf Ihre Unterstützung. Schon jetzt meinen allerbesten Dank, für Rückfragen stehe ich natürlich zur Verfügung. Mit freundlichem Gruß Süß

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Die genaue Herkunft dieses Namens wird nur durch intensive Ahnenforschung, die mindestens in das 16./17. Jh.  zurückgeht, zu ermitteln sein.

Eine frz. Herkunft ist aber gut möglich, da in Frankreich der Name VEYLO bezeugt ist:

 

MACE de PONT-DE-VEYLO
 
1348 - 1348
 
Rhône-Alpes, Frankreich

Weitere Ergebnisse: Geneanet.  Weitaus häufiger kommt der FN in der Variante VEYLE vor.

Da der Name manchmal mit DE beginnt, wird es der Herkunftsname zu einem Ort sein, der sich zur Zeit der Namensentstehung Veylo schrieb. Der heutige Ortsname ist Pont-de-Veyle. Veylo / Veyle  ist der Name eines Flusses nördlich von Lyon. Der Ort ist auf einer Insel zwischen zwei Armen des Gewässers entstanden. Link

MfG

User offline. Last seen 8 years 7 weeks ago. Offline
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Herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung und die interessante Einschätzung.

Ist denn ein slawischer Ursprung des Namens Weylo so deutlich auszuschließen?

In allen schriftlichen Quellen zur Familie (Kirchenbücher) wird der Name mit "y" geschrieben, nur einmal findet man bei einer weiblichen Ahnin die Form "Weilowna" mit "i". Weist das Y stärker in den romanischen Sprachraum?

Mit bestem Dank

Süß

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Süß schrieb:

Ist denn ein slawischer Ursprung des Namens Weylo so deutlich auszuschließen?

Wenn der Name in den ältesten Nachweisen immer ohne -W (am Ende) und nie mit J (statt Y) geschrieben wurde, würde ich eine slaw. Herkunft für sehr unwahrscheinlich halten. Die Endung -owna ist ein poln. Suffix, das an den FN unverheirateter Frauen gehängt wurde.  In ganz alten poln. Urkunden (ca. 16. Jh.) findet man schon öfter Y, das wurde dann aber in späteren Einträgen in J verwandelt. Im deutschen Sprachraum blieb es natürlich erhalten oder wurde zu I. Der Diphtong EJ kommt im Poln. nur sehr selten und dann am Namensende vor.  Eine Eindeutschung von slaw. -ow ergibt i.d.R. -au.

MfG

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Herr Süß, ich habe eine erfreuliche Nachricht für Sie! Das Rätsel ist gelöst, der Name ist in der Tat hugenottischen Ursprungs.

Der letzte Satz des Abschnitts "Faits historiques" im genannten frz. Wikipedia-Artikel über Pont-de-Veyle lautet:

Importante colonie protestante après la Réforme et les guerres de religion, qui s'enfuira en Suisse et en Allemagne, lors de la Révocation de l'Édit de Nantes.

[In Pont-de-Veyle gab es eine] Bedeutende protestantische Kolonie nach der Reform und den Religionskriegen, die nach der Aufhebung des Edikts von Nantes in die Schweiz und nach Deutschland floh.

Belegt ist auch, dass Hugenotten aus Pont-de-Veyle nach Ostpreußen eingewandert sind, wie Perückenmacher Jacob Repey aus Pont-de-Veyle, vgl. Hugenotten in Königsberg.

MfG

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Und womit soll jetzt der französische Ursprung bewiesen sein? Unter den für Königsberg genannten Namen ist kein Veyle/Weylo. Und wieso sollte sich der Perückenmacher oder eine andere Familie plötzlich (de) Veyle nennen?

Diese Hugenotten waren gebildete Kaufleute und Handwerker. Die gehen doch nicht als Bauern nach Masuren:

"Wo sich aufhört die Kultur, beginnt zu leben der Masur".

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Liste der in der hugenottischen Datenbank in Bad Karlshafen vorkommenden Nachnamen

"de VEYLE"

http://www.hugenotten.de/genealogie/2009-06-01-datbkkdhg-personenliste-421.pdf

Die Liste ist aber nach eigenen Angaben nicht vollständig.

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Gerullis hat in seinen altpreußischen Ortsnamen VEYLOW (S.198), modernes FEHLAU, Kreis Braunsberg.

Klingt plausibler als was französisches.

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Der Ort schrieb sich ab 1288 bereits Velowe. Der FN hätte kein Y. Link Bei Namen auf -OW bleibt die Endung i.d.R. erhalten oder wird zu -AU eingedeutscht. Beim FN WEYLO ist nach Angaben des Fragestellers keine -OW Variante nachgewiesen. Alle Indizien deuten auf  frz. < VEYLO.

User offline. Last seen 8 years 7 weeks ago. Offline
interessiert
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Haben Sie beide meinen sehr herzlichen Dank für Ihre Einschätzungen. Es scheint sich ja nun gemäß Ihrer Expertise um ein "entweder oder" zu handeln.

Vielleicht finden sich noch Namensträger vor dem genannten Christoff Weylo von 1714 in Ostpreußen/ Masuren, die dann möglicher Weise eine zweifelsfreie Zuordnung ermöglichen.

Wenn ich es also richtig zusammenfasse, dann handelt es sich bei Weylo um einen Herkunftsnamen hugenottischen Ursprungs (>Pont-de-Veyle) oder altpreußischer (=pruzzisch?) Provenienz (>Veylow/ Fehlau/ Wielewo).

Verbindlichsten Dank, Süß

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Sie haben meine Erklärung vielleicht nicht richtig verstanden. Zur Zeit, als die Familiennamen in Ostpreußen entstanden (beim einfachen Volk frühestens ab 16. Jh.), hieß der Ort längst nicht mehr Veylow, sondern wahrscheinlich bereits Fehlau oder zumindest Velow. Link Der Herkunftsname hierzu ist FEHLAU. Woher sollte dann das Y im FN VEYLO kommen? Außerdem liegt Fehlau am ganz anderen Ende von Ostpreußen, nahe der Ostsee, der FN ist jedoch ganz im Osten bezeugt.