15.Mai.2013

„Hallo, Herr …?“ – Namen merken leicht gemac ...

Wer kennt das nicht: Ein neuer Arbeitskollege schüttelt einem die Hand, nuschelt seinen Namen, und falls man ihn überhaupt richtig verstehen konnte, hat man ihn eine Minute später auch schon wieder vergessen. Was folgt, sind oft peinliche Momente, in denen man möglichst unauffällig des anderen Namen vermeidet. Irgendwann kommt jedoch immer die Stunde der Wahrheit – dann ist man gezwungen zu fragen: „Entschuldigung, wie heißen Sie gleich nochmal?“ Das ist nicht nur peinlich, sondern gibt dem anderen womöglich das Gefühl, nicht besonders wichtig zu sein.

Gesichter können wir leicht zuordnen. Selbst Schimpansen können sie voneinander unterscheiden. Eine Region im menschlichen Gehirn, welche in vereinfachter Weise auch bei den Menschenaffen existiert, ist eigens für diese Fähigkeit zuständig. Leider gibt es keine solche Region für das Einprägen von Namen, da diese evolutionsgeschichtlich erst viel später eine Rolle spielten. Zudem sind Namen abstrakt und nicht automatisch mit einem Gefühl verbunden. Dabei sind Emotionen der wichtigste Schlüssel für unser Gedächtnis.

Für alle, die von sich selbst sagen, sie könnten sich nie Namen merken, gibt es eine tröstliche Nachricht: Die Gedächtnisleistung ist für jeden trainierbar und mit einigen einfachen Tricks lassen sich bereits deutliche Erfolge herbeiführen. Gedächtnis-Weltmeister Boris Nikolai Konrad stellte bei den deutschen Meisterschaften im Namen-Merken 2010 einen beachtlichen Rekord auf: Innerhalb von 15 Minuten konnte er sage und schreibe 201 Namen behalten und diese mit einem passenden Gesicht verknüpfen. Für den Hausgebrauch würde schon ein Bruchteil dieser Leistung reichen, und das schafft jeder, wenn er die entsprechenden Techniken regelmäßig anwendet.

Tipps zum Namen merken

Die erste und wichtigste Regel lautet: Genau zuhören! Oftmals ist das schon der entscheidende Fehler bei der Vorstellung. Das Gegenüber „verschluckt“ die Hälfte seines Namens und man selbst traut sich nicht so recht, nachzuhaken. Hier gilt unbedingt: Keine falsche Scheu! Wenn Sie einen Namen nicht richtig verstanden haben, fragen Sie nach. Wiederholen Sie am besten den Namen, um sicherzugehen, dass es zu keinem Missverständnis kommt.

Ist man sicher, alles richtig verstanden zu haben, folgt der zweite Teil: Das Einprägen. Hierbei sollte man sich zumindest eine Minute Zeit nehmen, um sich den Namen des Gegenübers in Gedanken vor Augen zu führen und sich eine Eselsbrücke zu bauen. Am einfachsten geht das, wenn der andere einen gebräuchlichen Namen hat, den man bereits von anderen Personen her kennt.

Bei einem „Thomas“ könnte man dann an Thomas Gottschalk denken und sich ein einzelnes Merkmal des anderen überlegen, das mit dem Moderator zu tun hat. Das muss nicht einmal Sinn ergeben, im Gegenteil: Je absurder die Verbindung zu sein scheint, desto besser prägt sie sich ein. Denn gerade Widersprüche und Verrücktheiten wecken Emotionen, die maßgeblich an der Gedächtnisleistung beteiligt sind. Man könnte sich Thomas dabei vorstellen, wie er eine spektakuläre Wette vollführt – ein Salto auf einem Einrad zum Beispiel.

Sehr ausgefallene Namen oder Namen aus anderen Sprachräumen sind schwieriger. Hier kann man versuchen, Worte zu finden, die ähnlich klingen und sich mit deren Hilfe eine Eselsbrücke bauen. Eine Frau Safarofa könnte eine Safari auf einem Mofa unternehmen, ein Herr Volkoff könnte einen schweren, vollen Koffer hinter sich herziehen. Wichtig ist, sich ein möglichst starkes Bild vor dem geistigen Auge zu erschaffen – denn das ist der Schlüssel, um Namen nie wieder zu vergessen!

Das ist nicht nur privat ein großer Vorteil, auch im Berufsleben werden Sie merken, wie viel Sympathie Ihnen jemand entgegenbringt, an dessen Namen Sie sich auch nach langer Zeit noch erinnern können, obwohl er sich Ihnen nur einmal kurz vorgestellt hat. Was Sie bei seinem Anblick für absurde Gedanken im Kopf haben, kann er ja nicht wissen!