10.Feb.2014

Das Kind beim Namen nennen - heute

Mit ihren jährlich erscheinenden Listen gibt uns die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) bereits einen guten Eindruck zu den aktuellen Trends. Im Jahr 2012 führten die Namen Luca, Maximilian, Alexander, Paul und Ben bei den Jungen sowie Sophie, Marie, Maria, Sophia und Mia bei den Mädchen die Listen an.
Knud Bielefeld, der bei der Erstellung seiner Hitlisten gleiche Namen unterschiedlicher Schreibweise unter einem Punkt zusammenfasst, kommt für 2013 zu einem ähnlichen Ergebnis, denn auch bei ihm finden sich Luca, Paul und Ben sowie Mia und Sophia unter den ersten fünf Plätzen.

Anders als bei meinem dreiteiligen Vornamensgebilde scheinen heute kürzere Namen bevorzugt zu werden. Dieses Kriterium, das sich allgemein unter dem Stichwort „Wohlklang“ zusammenfassen lässt, wurde bereits am Anfang des vergangenen Jahrhunderts bei der Wahl des Vornamens berücksichtigt. Drei grundlegende Dinge haben sich jedoch seitdem geändert:

Motive der Namenwahl - heute

  1. Erweitertes Quellenangebot – Waren vor 100 Jahren noch traditionelle Vornamen aus Familienhistorie, Nationalgeschichte und Literatur die hauptsächlichen Vorbilder für die Vornamen einer neuen Generation, schöpfen wir heute aus einem weitaus größeren Pool: Wir suchen Rat bei Freunden und Verwandten, in Online-Listen und Namenbüchern, lassen uns von Stars und Sternchen inspirieren oder von unserer Lieblingsfernsehserie. Die Möglichkeiten sind endlos!
     
  2. Internationalisierung – Während früher gern auf typisch deutsche Vornamen und noch lieber auf royale Vornamen aus den Zeiten des Kaiserreichs zurückgegriffen wurde, hat die Namenwahl heute eine internationale Ebene erreicht. Die berühmt-berüchtigten Kevins und Justins sind nur zwei Beispiele dafür, dass neben dem auch heute noch gängigen Trend zu althergebrachten Namen auch ein großer Hang zu englischen Vornamen besteht.
     
  3. Individualität ist die Maxime – Früher versuchte man, seinen Kindern bei der Namensvergabe Stabilität mit Hinblick auf vergangene Generationen und Traditionen zu vermitteln. Dies führte dazu, dass einige wenige traditionsreiche Namen einer Vielzahl von Kindern zugedacht wurden. Aus diesem Grund teilten sich zwei Drittel der 1890 geborenen Kinder die damals zehn beliebtesten Vornamen. Heute wird auf Seltenheit und Individualität Wert gelegt, was zu vielen unterschiedlichen Schreibweisen einzelner Namen sowie Namenschöpfungen führt. In den 1990er Jahren teilen sich deshalb nur noch etwa drei Prozent aller Kinder die zehn beliebtesten Namen [Quelle].

Damals wie heute wurde die Namenwahl für den Nachwuchs also von äußeren Faktoren beeinflusst. Im Laufe der Zeit können wir beobachten, dass sich die Gewichtung von traditionellen Werten auf Individualismus und Internationalität verlagert hat – eine Entwicklung, die auch den Lauf der deutschen Geschichte widerspiegelt. Deutlich wird jedoch vor allem, dass sich Eltern damals wie heute einen besonderen Namen für ihr Kind wünschen, der mit möglichst vielen positiven Eigenschaften assoziiert werden sollte. Und unter diesem Gesichtspunkt seien meinen Eltern auch meine drei holprigen, aber doch liebgewonnenen Vornamen verziehen.