13.Mai.2020

Corona – kann ich mein Kind so nennen?

Corona/Virus, Covid-19

Corona ist in aller Munde. Vordergründig wird Corona derzeit als Bezeichnung der Krankheit Covid-19 verstanden, der Name für eine Pandemie, die in viele Lebensbereiche eindringt und einschränkt. Corona bringt daher zunächst vor allem negative Assoziationen mit sich. Ist es aber auch möglich, ein Kind Corona zu nennen?

Die kurze Antwort: ja, natürlich. Vorausgesetzt, es handelt sich um ein Mädchen, dass so benannt werden soll. Corona hat Namencharakter. Corona ist als Vorname belegt. Als Personenname hat er eine weit zurückreichende Geschichte.

Der Ursprung des Namens liegt im lateinischen Wort corona, was Kranz oder Krone bedeutet.
Die heilige Corona wurde um 160 in Ägypten oder Syrien geboren (Ursprünglich hieß sie wohl Stephana, was zum Griechschen Stephanos "Kranz" zu stellen ist. Der Name wurde dann latinisiert. [Lexikon der Namen und Heiligen, 1988]). Sie ist als Patronin des Geldes, der Fleischer und Schatzgräbe im katholischen Glauben bekannt. Spätestens im 16. Jahrhundert wurde der Name der heiligen Corona auch als Mädchenname vegeben. Eine bekannte Namenträgerin war die von Goethe verehrte Sopranistin, Komponistin und Theaterschauspielerin Corona Elisabeth Wilhelmine Schröter.

Vorname Corona in Deutschland

Übrigens...

Das aus dem Lateinischen kommenden feminine Substantiv hat früh seinen Weg in die deutsche Sprache gefunden.
Es wurde ins Althochdeutsche (ca. 750 bis 1050) entlehnt und ist als corôna belegt.
In mittelhochdeutscher Zeit gibt es Belege als corone, aber eben auch schon als krone, unserem heutigen Wort Krone.

Auch derzeit gibt es in Deutschland etliche Trägerinnen des Vornamen Corona. Um 1998 waren mindestend 76 Telefonanschlüsse auf Personen mit dem Vornamen Corona gemeldet. In jüngerer Vergangenheit wurde der Name ebenso vergeben. Die Gesellschaft für Deutsche Sprache (GfDS) berichtet*, dass in den vergangenen zehn Jahren mindestens über 20 neugeborene Mädchen in Deutschland den Namen Corona oder Korona erhalten haben; in den Niederlanden sogar ca. 130.

Bislang gab es also kein grundsätzliches Hinderniss, den Namen zu vergeben. Was die Frage aufwirft:

Kann ich auch in Covid-19-Zeiten mein Kind Corona nennen?

Die GfDS schreibt dazu, was zunächst nach einer ablehnenden Haltung klingt:

“Aus heutiger Sicht und vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse empfiehlt es sich natürlich nicht mehr, ein Kind so zu nennen; zu groß ist die Gefahr, dass die Erinnerung an das Virus zukünftigen Hänseleien Tür und Tor öffnet.”*

Gleich darauf schränkt sie aber schon wieder ein:

“Rundweg abzulehnen ist der Name nicht, schließlich handelt es sich um einen Vornamen mit einer gewissen Tradition.”

Sie empfiehlt, den Namen den Eltern auszureden oder mindestens einen weiteren Vornamen zu wählen.
Mehrere Vornamen zu vergeben halte ich immer und grundsätzlich für ratsam.

Das vermehrt Eltern ihr Kind aufgrund von Covid-19 nun Corona nennen möchten, ist nicht zu erwarten. Es sind in der Regel nicht kurzfristige Ereignisse, die die Namengebung nachhaltig beeinflussen. Die Namenwelt wogt gemächlich und stetig. Populären Vornamen breiten sich langsam aus, drängen andere an den Rand. Mit sich wandelndem Sprachgefühl oder Zeitgeist werden andere Ströme wieder populär, so dass die Vornamenwelt dauerhaft in einem sanften Fluss ist.

Covid-19 wird wohl selten ein Grund sein, warum Eltern ihr Kind Corona nennen möchten. Vielleicht wollen sie den Namen einer Großmutter Corona aufgreifen oder den der heiligen Corona. Vielleicht finden sie den Klang einfach schön (und lautlich steht er sehr nahe bei Corinna, Carola und ähnlichen populären weiblichen Vornamen). Wenn Eltern ihr Kind Corona nennen möchten, kann es dafür sehr berechtigte Gründe geben.
Es handelt sich um einen Vornamen. Er ist nachgewiesen als Vorname geläufig.

Die Covid-19-Pandemie wird in absehbarer Zeit verschwinden. Andere Themen werden dann die Schlagzeilen beherrschen, vielleicht ein Orkan Helene , eine Unfallserie bei Mercedes (ein weiblicher Vorname) oder die Band Mia leistet sich einen Skandal. Die Personennamen werden das unbeschadet überstehen.

Es ist unwahrscheinlich, dass eine heute geborene Corona zur Einschulung ein Bewusstsein über die Covid-19-Pandemie bei ihren Mitschülerinnen und -schülern vorfindet.

Daher sehe ich nicht, warum man diesen Vornamen nicht in die Wahl einbeziehen sollte.

*Link zur GfdS: https://gfds.de/wir-moechten-unser-kind-corona-nennen/