8.Jul.2017

Topverdiener: Neues Ranking zeigt den Wert e ...

Gehalt Vornamen

Vornamen und Familiennamen können eine ganze Menge über den Namensträger verraten: Unter anderen das Geschlecht, die ethnische Herkunft und manchmal auch die gesellschaftliche Schicht. Gemäß eines aktuellen Rankings der Jobsuchmaschine Adzuna auch die Höhe des Gehalts.

Worum geht‘s?

Für das genannte Ranking wurden die Lebensläufe von 5.541 Topverdienern (Jahresgehalt über 50.000 Euro) mit der firmeneigenen Lebenslaufanalyse (ValueMyCV) ausgewertet und deren Marktwert auf dem Arbeitsmarkt bestimmt. Unter den Topverdienern finden sich viele einfach auszusprechende Vornamen, während komplizierte Namen oder Doppelnamen weit abgeschlagen sind.

Einsilbige Namen korrelieren laut Adzuna mit höherem Gehalt

Als ein Ergebnis der Studie wird aufgeführt, dass Personen mit einsilbigen Namen über ein höheres Gehalt zu verfügen scheinen als die mit zweisilbigen (8% Unterschied) oder gar dreisilbigen Vornamen (18% bzw. 13.315,69 Euro Unterschied). Zudem wird gesagt, dass bei den männlichen „Probanden“ der Name Dirk mit 120.200,31 jährlich und bei den weiblichen der Vorname Sabine mit 83,638,06 jährlich Spitzenreiter sei. Nur: Sabine ist ein dreisilbiger Name (gefolgt übrigens von Susanne und Claudia). Zudem würde es Sabine nicht in die männliche Top 10 schaffen und wäre im Gesamtranking erst auf dem 23. Platz zu finden. Entsprechend kann die Silbenanzahl eventuell nur für männliche Vornamen gelten?! Und der Unterschied würde wahrscheinlich auch kleiner, wenn man die weiblichen Vornamen rausrechnen würde. Mir sind auch ehrlich gesagt, nicht allzu viele einsilbige Frauenvornamen eingefallen – zumindest für den deutschen Raum. Auf diesen geschlechtsspezifischen Unterschied wird zwar auch in der Pressemitteilung aufmerksam gemacht, aber eben erst im nächsten Absatz, der den ersten dadurch zu Teilen widerlegt und das Ganze irgendwie nach Clickbaiting riechen lässt. Zudem tauchen auch in der männlichen Top 10 genügend zweisilbige Vornamen (2.-5., 8. und 9 Platz) auf.

Methodik bleibt undurchsichtig

Problematisch ist zudem, dass die 5.541 untersuchten Probanden keine „echten“ Topverdiener sind. Lediglich die Lebensläufe von wahrscheinlich jobsuchenden Usern – immerhin ist Adzuna eine Jobsuchmaschine - wurden mit dem firmeneigenen Tool ausgewertet. Es wird nichts darüber gesagt, nach welchen Kriterien, Algorithmen etc. diese schließlich bewertet wurden. Und es bleibt vollkommen im Dunkeln, wie aus diesen Daten das Ranking zustande kam. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass wahrscheinlich im Durchschnitt mindestens ein Drittel aller Lebensläufe wenigstens geschönt, zum Teil regelrecht gefälscht ist. Häufig als erhofftes „Sprungbrett“ zu Beginn der Karriere in den Zwanzigern und noch einmal Mitte der Vierziger Jahre, wenn sich viele noch einmal einen weiteren Karrieresprung erhoffen. Männer fliegen dabei übrigens häufiger auf als Frauen. Ich habe mir mal den Spaß erlaubt und geschaut, wann der Vorname Dirk besonders beliebt war und das war Ende der 1960ger bis Mitte 1970ger Jahre …ein Schelm, wer ...

Einfache Vornamen haben wahrscheinlich geringe Silbenanzahl

Darüber hinaus verweisen die Autoren der Studie in ihrer Pressemitteilung auf einen Artikel im Journal of Experimental Psychology, der unter anderem eine Studie zum Zusammenhang von Ausspracheschwierigkeit des Namens und Position im Unternehmen beschreibt. Die genannte Studie kommt allerdings eindeutig zu dem Ergebnis, dass die Länge (also die Silbenanzahl) genauso wie die Häufigkeit und Schreibung der Namen keine Rolle spielt, lediglich der Grad der Ausspracheschwierigkeit. Und genau dies haben die in der Top 10 anzutreffenden Vornamen - sowohl die weiblichen, als auch die männlichen – gemein. Es sind einfache Namen, die bei männlichen Vornamen höchstwahrscheinlich einfach häufig mit einer niedrigen Silbenanzahl korrelieren.

Der „Name Pronunciation Effect“

In dem bereits genannten Artikel werden insgesamt fünf Studien vorgestellt, die den sogenannten „Name Pronunciation Effect“ untersuchen. Die vier anderen dieser Studien setzen sich mit der Korrelation zwischen Ausspracheschwierigkeit von Namen und bestimmten Charaktereigenschaften auseinander. So werden leicht auszusprechende Namen im Gegensatz zu schwierig auszusprechenden mit positiven Eigenschaften des jeweiligen Namensträgers assoziiert. Hierzu gehören insbesondere Erfolg, Wärme, Tugend, Beliebtheit, Frohsinn sowie Männlichkeit bzw. Weiblichkeit. Je einfacher also ein Name auszusprechen ist, desto positiver wird der Namensträger bewertet. Dieser Effekt wird damit erklärt, dass Namen ein ganzes Reservoir an semantischen Informationen triggern – vom Alter, über Intelligenz, Rasse, Ethnie bis hin zur sozialen Klasse, was wiederum den Eindruck von und die Einordnung des entsprechenden Menschen beeinflusst. Das heißt, diese Charakterkonnotationen scheinen Schulerfolg, berufliche Stellung, Einkommen sowie Wahlverhalten zu beeinflussen. Untermauert werden diese Ergebnisse zusätzlich durch eine aktuelle Kölner Studie.

Positiver Vertrauensvorschuss bei leicht auszusprechenden Namen

Im Rahmen des ökonomischen Spielexperiments konnten die Kölner zeigen, dass leicht auszusprechende Namen in riskanten Situationen ad hoc Vertrauen schaffen und ein „gutes Gefühl“ vermitteln. Der Name des Spielers hatte Einfluss auf die Höhe des Geldbetrags, der einem unbekannten Spieler anvertraut wurde. Je einfacher der Name, desto höher der Betrag.

Fazit

Unter Berücksichtigung des „Name Pronounciation Effect“ kann sicherlich davon ausgegangen werden, dass einfach auszusprechende Vornamen mit einem besseren sozialen Standing und damit auch mit einem höheren Gehalt korrelieren. Bei deutschen männlichen Vornamen fallen diese wahrscheinlich einfach häufiger mit einsilbigen Namen zusammen. Ansonsten gehe ich davon aus, dass die Presseverantwortlichen von Adzuna einfach ihr Bewertungstool und ihre Jobsuchmaschine promoten und ins Gespräch bringen wollten. Die eklatanten geschlechtsspezifischen Gehaltsunterschiede, die dieses Ranking eher offenlegt, waren dafür wahrscheinlich weniger geeignet.


Quellen:

Aura, Saku / Hess, Gregory D. (2004): What's in a Name?. In: CESifo Working Paper Series No. 1190. Verfügbar unter: https://ssrn.com/abstract=536163

Laham, S. / Koval, P. / Alter, A. (2012): The name-pronunciation effect: Why people like Mr. Smith more than Mr. Colquhoun. In: Journal of Experimental Social Psychology, Vol. 48.3. Verfügbar unter: https://ppw.kuleuven.be/okp/_pdf/Laham2012TNPEW.pdf

Zürn, M. / Topolinski, S. (2017): When trust comes easy: Articulatory fluency increases transfers in the Trust Game. In: Journal of Economic Psychology. Vol. 61 (August 2017) DOI: http://doi.org/10.1016/j.joep.2017.02.016

http://www.beliebte-vornamen.de/4291-dirk.htm

http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/schummeln-bei-der-bewerbung-ich-bin-superman/9779968.html