7.Aug.2012

Wie Nachnamen die Karriere beeinflussen

Karrierechancen zweier Namenträger

„Der Name ist mir Schall und Rauch“, sagte Faust im gleichnamigen Drama von Goethe und der Ausspruch hat sich bis heute zu einer Volksweisheit etabliert. Doch inzwischen belegen mehrere Studien das Gegenteil: Nämlich, dass der Name durchaus Einfluss auf bestimmte Aspekte des Lebens haben kann.

Zum Beispiel auf die persönlichen Karrierechancen – wie ein Team aus Forschern der USA, Belgien und Australien in ihrer Studie „The name-pronunciation effect: Why people like Mr. Smith more that Mr. Colquhoun“ (veröffentlicht im Journal of Experimental Social Psychology) erst kürzlich herausfand.
Die Studie beschäftigte sich insbesondere mit den Nachteilen, die es mit sich bringen kann, Träger eines Namens zu sein, der sich schwer aussprechen bzw. merken lässt.

Dazu erdachten die Sozialforscher folgendes Experiment: Sie legten zwei Gruppen von griechischen Testpersonen einen Zeitungsausschnitt vor. In diesem ging es um den angeblichen Kandidaten für eine kommende Gemeindewahl. Im Artikel, den die erste Gruppe zu lesen bekam, hieß der entsprechende Kandidat Vougiouklakis, in der zweiten Gruppe dagegen Lazaridis. Beide Namen sind in Griechenland etwa gleich verbreitet, jedoch ist Vougiouklakis nicht nur bedeutend länger, sondern auch schwieriger auszusprechen als Lazaridis.

Ein verblüffendes Ergebnis

Obwohl die beiden Artikel exakt identisch waren, was Angaben beispielsweise zur politischen Einstellung der Kandidaten oder deren beruflichen Werdegang anging, fiel die Bewertung durch die Testpersonen unterschiedlich aus. Gefragt, inwiefern sie den Kandidaten für geeignet hielten, dieses politische Amt zu übernehmen, äußerten sich die Leser des Lazaridis-Artikels deutlich positiver als die des Artikels über Herrn Vougiouklakis.

Derselbe Zusammenhang wurde von den Forschern nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft entdeckt: So verglichen sie Anwälte diverser großer Anwaltskanzleien in den USA nach deren Position innerhalb der Firma. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass diejenigen mit leicht auszusprechenden Namen wie z.B. Sherman oder Benson im Schnitt auf der Karriereleiter höher standen als solche mit schwierigeren Namen wie Gavaghan oder Farquharson.

Schwerwiegende Folgen

Dem Forscherteam zufolge kann der Name also durchaus großen Einfluss darauf haben, welche Erfolgschancen ein Mensch in seinem Leben hat – unabhängig von seinem Aussehen, seiner Intelligenz oder Persönlichkeit. Es wird vermutet, dass dieser Einfluss bereits in der Schule beginnt, wo Lehrer diejenigen Schüler mit leicht auszusprechenden (und somit leicht zu merkenden) Namen häufiger aufrufen, somit häufiger mit ihnen in Kontakt kommen und sie dadurch auch stärker fördern.

Obwohl in der genannten Studie die Nachnamen der Personen verglichen wurden, ist es naheliegend, dass für Vornamen ähnliche Zusammenhänge gelten. Besonders exotische, ausländische Vornamen, die den meisten Menschen unbekannt sind, können zu Verunsicherung und dadurch unbewusst zu Ablehnung führen. Daher ist es für Eltern umso wichtiger, sich bei der Auswahl des geeigneten Namens für ihr Kind mit diesen Aspekten auseinanderzusetzen.