23.Mai.2020

Warum Freitag, Sonntag, Montag? Familienname ...

Wochentage

Zehntausende Menschen im deutschen Sprachraum tragen einen Familiennamen, der im Kalender steht. Sie sind nach Wochentagen benannt. Dieses Benennungsmuster gibt es auch in anderen Sprachen. Die Namen von zwei Wochentagen stechen unter den Familiennamen aus Wochentagen hervor.
Doch warum heißen Menschen Donnerstag, Freitag, Sonntag oder Montag?

Lassen Sie uns zunächst schauen, wie sich die Familiennamen verteilen. Datenbasis dafür ist eine Zusammenstellung der Festnetz-Anschlüsse von 1998. Zu einigen der Namen aus Wochentagen gibt es Varianten.

Name aus Wochentag Anzahl
Montag 2076
Dienstag 2
Mittwoch
Mittwich
82
8
Donnerstag 182
Freitag
Freytag
Freitager
Freytager
8904
1611
37
4
Samstag
Sonnabend
176
527
Sonntag
Sonndag
6267
7

Unter den über 3 Millionen Telefonteilnehmer sind es also die Namen Freitag und Sonntag, die wesentlich häufiger als alle andern auftreten. Überraschend hat der Name Montag auch recht viele Träger;  Dienstag, Mittwoch und Donnerstag  haben je nur wenige. Irgendwas muss also an Freitag und Sonntag hervorstechen. Und vielleicht auch an Montag?

Verbreitung der Wochentage

Wir sollten unbedingt  auch einen Blick auf die Verteilung werfen, um herauszufinden, ob die Benennung nach Wochentagen vielleicht eine regionale Vorliebe war.

Viele der oben aufgeführten Namen und Varianten findet man weit verstreut in Deutschland (Montag, Mittwoch, Freitag und Freytag, Sonnabend). Auffallend sind bestenfalls regionale Varianten. Mittwich tritt fast ausschließlich im Rheinischen auf; Samstag vor allem im südlichen Rheinland-Pfalz.

Donnerstag kommt selten im Norden und Nordosten Deutschlands vor.

Es ist also weitgehend sicher, dass die Benennung nach Wochentagen weiträumig praktiziert wurde.
Aber warum wurden Menschen nach bestimmten Wochentagen benannt?

Benennung nach Wochentag der Geburt?

Eine naheliegende Vermutung wäre, dass es der Wochentag der Geburt sein kann. Das ist für die meisten Tage unwahrscheinlich. Warum? Dazu müssen wir kurz ausholen:

Zur Unterscheidung bekamen Menschen ab ca. dem 12. Jahrhundert Beinamen – zusätzliche Bezeichnungen, die noch nicht fest waren, mit denen sie aber von anderen abgrenzbar wurden. Sie wurden also so genannt, weil sie sich durch eine Eigenschaft von den anderen Bewohnern eines Ortes abhoben.
Diese Beinahmen waren vor allem im Erwachsenenalter relevant, weniger in der Kindheit. Und die meisten Wochentage haben schlicht kein ausreichendes Abgrenzungspotential, sie sind nicht andersartig, nicht besonders genug. Ob mehrere Jahre nach der Geburt überhaupt noch in Erinnerung war, an welchen Wochentag einst eine Person geboren wurde, steht ebenso zu bezweifeln.

Vielmehr scheint es, dass an diesen Wochentagen etwas Regelmäßiges im Leben einer Person stattfand. Das kann z.B. eine Tätigkeit oder Dienstleistung sein, die eine Bauern seinem Grundherren wöchentlich zu erbringen hatten. Oder eine Zahlungsverpflichtung. (So findet sich bei Brechenmacher unter dem Eintrag Montag ein Hinweis “1350 bezeugt der Herr von Irrenberg, daß er von s. Leuten nur einen Tagdienst nehmen darf”).

Sonntag – die Glückskinder

Was nun Sonntag betrifft, so ist es hier wohl tatsächlich der Tag der Geburt, der Unterscheidungsmerkmal war und zum Beinamen, dann zum Familiennamen führte. An einem Sonntag geborene Kinder galten als Glückskinder. Ihnen wurden übernatürliche Fähigkeiten zugesprochen.

In Grimms Wörterbuch findet sich dazu beispielsweise ein Beleg aus dem Jahr 1715:

“sonntags-kind, nennet man ein kind, das an einem sonntag jung gebohren worden, die alten weiber haben meistens den aberglauben, dasz ein solches sonntagskind nicht nur grosses glücke in der welt haben, sondern auch alle gespenster im hause sehen solte.”

Später wird ergänzt:

“in vielen fällen tritt die ursprüngliche bedeutung 'am sonntage geboren' ganz zurück vor der abgeleiteten und allgemeineren eines glückskindes, ohne dasz sich diese fälle streng aussondern lieszen.”  

Das kann sehr gut erklären, warum Sonntag weitaus häufiger ist, als die Familiennamen aus anderen Wochentagen.
Einen frühen Beleg Suntag, bereits 1372 als Familienname bezeugt, führt Heintze-Cascorbi.

Warum Freitag als Name

Mit Abstand der häufigste Name nach einem Wochentag ist Freitag. Auch für ihn gibt es frühe Belege, z.B. Wolbero Vridach 1170 Köln, Hinrik Vridach 1290 [...], Joh. Vrigedach 1364 [...], Otto Vrydach 1391
Soest 
sowie Sifrit Vrietak 1197 Worms, Jacob der Freytag 1356 (Bahlow). Ebenso wie die anderen Wochentage kann es hier eine regelmäßige Verpflichtung sein, die den Namen begründete.

Zusätzlich ist denkbar, dass eine mögliche Geburt an einem Freitag bei frommen Eltern eine besondere Bedeutung hatte, da auch Christi Todestag ein Freitag war.

Warum nun Montag ebenfalls deutlich häufiger auftritt, als Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag, dafür waren keine gesicherten Anhaltspunkte zu finden.
Welches genaue Motiv der Benennung nun einem einzelnen Namen zu Grunde liegt, wird sich wohl nicht mehr feststellen lassen. Aber einen Trost haben die Namenträger: Wöchentlich ist ihr Name in aller Munde.