FN / ON TRUT(E)NAU

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Gast

Hallo Liste,

wer hat nähere Informationen zum Ursprung der FN / ON TRUTNAU oder TRUTENAU?
Es gibt gegenwärtig in Deutschland und Übersee ca. 20 T-Linien (alle aus Ostpreußen), inzwischen z.T. miteinander verbunden (s.u. PS). T geht möglicherweise auf den Ortsnamen Trutenau zurück: Dorf nördlich von Königsberg, ca. 1640 oder früher, sowie Dorf im Danziger Werder, ca. 1336 oder früher. Die Herkunft des Namens liegt noch im Dunkeln. Ein gewisser Truthna soll Pruße (Ureinwohner Ostpreußens) gewesen sein…
Die Namenstelle in Leipzig weiß auch nicht weiter (vermutet u.a. einen slawischen Ursprung: trut = Drohne, Biene sowie-av = Ort, d.h. ein Ort, an dem es Honig gab.

Freue mich auf jede Antwort, auch direkt an eval(unescape('%64%6f%63%75%6d%65%6e%74%2e%77%72%69%74%65%28%27%3c%61%20%68%72%65%66%3d%22%6d%61%69%6c%74%6f%3a%68%61%6e%73%2d%68%2e%74%72%75%74%6e%61%75%40%74%2d%6f%6e%6c%69%6e%65%2e%64%65%22%3e%68%61%6e%73%2d%68%2e%74%72%75%74%6e%61%75%40%74%2d%6f%6e%6c%69%6e%65%2e%64%65%3c%2f%61%3e%27%29%3b'))

Mit besten Grüßen,
Hans-H. Trutnau

PS: Am 1./2.7.06 halten wir unser weltweit 1. Trut(e)nau-Treffen in Erbach/Rheingau ab. Außerdem hat ein Gentest (!) von 7 männlichen Mitgliedern unterschiedlicher Linien inzwischen ergeben, dass diese Linien zweifelsfrei miteinander verwandt sind!

Beigetreten: 29.01.2006
Beiträge: 1829

Hallo Hans,
ich hatte dir schon mal vor langer Zeit den Namen nach Hans Georg Podehl übersetzt: "draudeinis" bedeutet der Wehrhafte, "draudsna" ist die Wehr, auch die Wehranlage oder der Staudamm.

Auch wenn ich in anderen Quellen suche, kommt immer dasselbe raus. Max Mechow führt den Namen als prußisch und verweist auf Georg Gerullis. Der hat den Ort Trutenow/ Trutenau (1374) im Kreis Heilsberg. Dann hat er 1432 Trutenow/ Trutenau im Kreis Königsberg und den Prußennamen Truthna.

Der litauische Vanagas hat den zusammengesetzten Namen Trutjanas und führt den ersten Namensbestandteil auf "drut" zurück. Und damit wäre wir wieder beim prußischen Verb "drutint", was stark machen bedeutet. "draud" bedeutet wehren, "draudet" bedeutet verbieten.

Da Gerullis Heilsberg und Königsberg angibt, dürfte sich der Name in der Zeit der Aufstände gegen den Ritterorden gebildet haben. Dass bereits so früh Dörfer von diesen Personen gegründet werden konnten, deutet darauf hin, dass sich diese Wehrhaften mit dem Orden arrangiert haben und dafür mit Land und der Erlaubnis Dörfer zu gründen belohnt wurden.

Beate

Gast

Hallo Beate,
Du bist ja wirklich sehr aktiv. Ich erinnere mich genau an Deine erste Antwort; auch würde ich den prußischen Ursprung gerne glauben. Nur scheint mir die Verbindung zu draud.../drut... bisher nicht belegt (und daher "nur" vermutet); auch die Mechow/Gerullis-Hinweise kenne ich, sie sind aber, soweit ich mich erinnere, nicht durch Quellen belegt.
Die Gründung/Namensgebung des Ortes Trutenau im Danziger Werder könnte weiterführen (dies war deutlich früher als Gerullis' Orte T bei Heilsberg und Königsberg): Laut 2 Einträgen in den Preußischen Regesten (Urkundenbücher d. Dt. Ordens) muss das Dorf Uthatino bei Danzig zwischen 1310 und 1334 in Trutenau umbenannt worden sein (mitsamt umgebendem Trutenauer "Herrenland"; vielleicht aufgrund einer Schenkung an einen verdienten Prußen...). An die "Danziger Neueste Nachrichten" komme ich leider nicht ran; da gab es am 10.2.1936 einen Beitrag "600 Jahre Trutenau"...
Auch die Genetik könnte weiterführen. Der genannte Test bei den T-Nachkommen hat eine sog. Signatur des Y-Chromosoms ergeben, die in dt. Datenbankeinträgen bisher einmalig ist, die T's also möglicherweise nicht von West-/Mittel-Europäern, sondern von den (baltischen) Prußen abstammen.
Die ersten belegten FN Trutnau (VN Ertmann und Erdmann) tauchen übrigens um 1660 in Baubeln (später Sommershöfen) in der Memel-Niederung auf.
Insgesamt also noch viel Arbeit.
Hans

Szillis-Kappelhoff wrote:Hallo Hans,
ich hatte dir schon mal vor langer Zeit den Namen nach Hans Georg Podehl übersetzt: "draudeinis" bedeutet der Wehrhafte, "draudsna" ist die Wehr, auch die Wehranlage oder der Staudamm.

Auch wenn ich in anderen Quellen suche, kommt immer dasselbe raus. Max Mechow führt den Namen als prußisch und verweist auf Georg Gerullis. Der hat den Ort Trutenow/ Trutenau (1374) im Kreis Heilsberg. Dann hat er 1432 Trutenow/ Trutenau im Kreis Königsberg und den Prußennamen Truthna.

Der litauische Vanagas hat den zusammengesetzten Namen Trutjanas und führt den ersten Namensbestandteil auf "drut" zurück. Und damit wäre wir wieder beim prußischen Verb "drutint", was stark machen bedeutet. "draud" bedeutet wehren, "draudet" bedeutet verbieten.

Da Gerullis Heilsberg und Königsberg angibt, dürfte sich der Name in der Zeit der Aufstände gegen den Ritterorden gebildet haben. Dass bereits so früh Dörfer von diesen Personen gegründet werden konnten, deutet darauf hin, dass sich diese Wehrhaften mit dem Orden arrangiert haben und dafür mit Land und der Erlaubnis Dörfer zu gründen belohnt wurden.

Beate

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Beiträge: 594

Gottschald verzeichnet den Familiennamen Trutnau als "pruß. ON. Trutenau, Danzig, Königsberg"

Gast

Im deutschen Telefonbuch steht auch der Name TRUTENEIT, das wäre ja eher litauisch. Saßen um Baubeln auch Litauer?

Lutz Szemkus

Beigetreten: 29.01.2006
Beiträge: 1829

Hallo,
da Baubeln im Kreis Pogegen/ Memelland liegt, gab es dort natürlich Litauer. Vanagas hat aber nur diesen zusammengesetzten Namen, weshalb ich davon ausgehe, dass die Trutenaus dorthin gewandert sind und nicht litauisch sind. Im Lettischen gibt es keinerlei Entsprechung, im Nehrungskurisch lediglich "drudz", was Fieber und Schüttelfrost bedeutet.

Anders als z.B. im Lettischen kann man bei prußischen Namen die Schreibweise "knicken", weil sie durch nichtbaltische Dolmetscher nach Gehör aufgeschrieben wurden. Infofern sind "drut" und "trut" identisch, ebenso wie man p + b, w + f und andere Kombinationen oft gleichsetzen kann. Ich helfe mir immer, indem ich die Namen laut vor mich hinspreche und eventuelle Nuscheleien mit einkalkuliere. D.h. ich bemühe mich auch, die Namen phonetisch zu erfassen.

Beate

Gast

Hmm, Pogegen ist mitten im Litauerland. Vielleicht kommt man über die Siedlungsgeschichte weiter.
Truteneit läßt sich als litauischer Name leicht ableiten: "drutas" = "stark, kräftig, dann DRUTENAITIS.
Noch in diesem Jahr veröffentlicht der Vffow die Steuerlisten des Hauptamtes Memel von 1540, mit den Namen aller Steuerzahlen!! dieses Gebiets
Vielleicht hilft das weiter.
Lutz Szemkus

Gast

Unter http://www.ostpreussenheimat.de kommen:

Trudnau, Rudolf, Schneidermstr., Kiefernstr. (Heydekrug)
Trutnau, Johanna, Rentnerin, Kleine Sandstr. 3. (Memel-Land))
Trutnau Max Bauer Ackmonischken (Memel-Land)
Trutnau Walter Landwirt Meischlauken (Memel-Land)

Lutz Szemkus

Beigetreten: 29.01.2006
Beiträge: 1829

Hallo Lutz,
soeben bekamen wir in der Memelland-Liste die Auskunft, dass wir es im Memelland praktisch ausschließlich mit Szemaiten/ Samogitiern/ Z^amaiten als Einwanderern zu tun hatten und kaum Hochlitauer dorthin kamen.

Auf den Band Türkensteuer bin ich auch schon gespannt. Ich habe nur einen vom Samland.

Beate

Gast

Hallo Beate + Lutz,
das Baubeln (Sommershöfen), das ich meinte, lag südlich Schakuhnen/Schakendorf in der (Elch-)Niederung; T's hatten dort reichlich Nachkommen.
Einige T's siedelten im 17./18. Jh ins Memelland über u. blieben meist dort, z.T. (unsicher) auch weiter in Litauen, nannten sich teils um in Trutenaitis u.ä.; machten teils auch wieder "rüber" (zurück) und benannten sich wieder um nach Trutnau/Trudtnau u.ä. - alles innerhalb 1-2 Generationen; waren halt wirre Zeiten. -eitis müsste ich hier mal nachgehen.
Hans