29.Dez.2005

Lübeck

Die ältesten Zeugnisse menschlichen Aufenthalts finden sich hier erst aus der Jungsteinzeit (vgl. Hamburg).
Lübeck ist slawischen (genauer wagrischen) Ursprungs. Ausgang nahm die Besiedlung vom sechs km unterhalb der Stadt gelegenen Alt-Lübeck, das an der Mündung der Schwartau in die Trave auf einer schmalen Landzunge zu suchen ist. Hier liegt ein Burgwall mit 100 Metern Durchmesser, der erstmals bei Adam von Bremen und Helmold von Bosau historisch greifbar wird. Diese Anlage war Sitz der slawischen Fürsten Gottschalk (1053– 1066) und Heinrich (1093–1127) und wurde Liubice genannt. Im Jahr 1138 wurde sie vom slawischen Fürsten Race zerstört.

Gegründet wurde das moderne Lübeck erst 1143 von Graf Adolf II. von Schauenburg und Holstein in direkter Nähe eines Bucu heissenden Burgwalls, den der Slawenfürst Kruto 1066–1093 erbauen ließ. Dabei übertrug Graf Adolf den Namen des ursprünglichen Lübecks (= Alt-Lübeck) auf diese neue Gründung. Die genaue Lage des alten Stadtkerns ist nicht bekannt, man vermutet ihn aber im St.-Petri-Viertel. Zerstörte wurde die junge Stadt schon 1157 durch einen großen Brand. Die hier ansässigen Kaufleute erhielten daraufhin an der Wakenitz einen neuen Siedlungsplatz von Heinrich dem Löwen, der aber schon bald zu klein wurde. Genannt wurde er Löwenstadt. 1158 schließlich trat der Graf von Schauenburg und Holstein den Stadthügel an Heinrich den Löwen ab, der dort einen Wiederaufbau ermöglichte.

Insgesamt wurde Lübeck dreimal gegründet (1. Alt-Lübeck, 2. bei der Burganlage Bucu, 3. nach dem großen Brand als deutsche Kaufmannssiedlung) wobei die letztere Gründung historisch die bedeutendste ist. Der Aufstieg in den folgenden Jahrhunderten spiegelt sich in folgenden Eckdaten: 1160 Verlegung des Bistumssitzes von Oldenburg nach Lübeck, 1181 Stadtrecht, 1188 kaiserliche Stadt, 1226 Reichsfreiheit, 1358 Vorort der Hanse.

Urkundliche Belege / Überlieferung des Namens

Erstmals begegnet der Name im 11. Jahrhundert in der Form civitas Liubice in der Überlieferung Adams von Bremen. Im 12. Jahrhundert lautet der Name Lubecam – diese Belege beziehen sich aber noch auf Alt-Lübeck. Für das heutige Lübeck lauten die Belege erstmals im 12. Jahrhundert bei Helmold von Bosau civitatem ... Lubeke; civitatis ... Lubike.

Namenbedeutung von Lübeck

Zunächst sei nochmals darauf verwiesen, dass der Name Lübeck für die heutige Stadt eine Namenübertragung des Namens des heute Alt-Lübeck genannten Vorläufers ist. Da es sich hier um ein sog. Integrat handelt (ein ursprünglich slavischer Name wird ins Deutsche integriert und dabei an diese Sprache angepasst und umgeformt) ist es schwierig, die Grundform des Namens zu ermitteln. Insgesamt sind daher vier Ansätze denkbar:

  1. eine Grundform Lübecks in der altpolabischen Form *L’ubky oder *L’ubiky kann als Pluralform zu einem Personennamen wie *L’ubko, *L’ubek oder *L’ubik angesetzt werden. Damit wäre Lübeck "Ort des *L’ub-k-". Diese Personennamenkurzform (KF) gehört zu Vollnamen wie Lubogost, Lubomir oder Luborad, die auf urslawisch *ljub "lieb, angenehm" zurückzuführen sind.
  2. eine altpolabische Grundform *L’ubici. Diese wäre mit einem patronymischen Suffix -ici gebildet, das an einem Personennamen (PN) *L’ub oder *L’uba haftet. Damit wäre Lübeck "Ort (der Leute) des *L’ub(a)". Auch dieser PN geht auf urslawisch *ljub "lieb, angenehm" zurück.
  3. altpolabisch *L’ubica, *L’ubice als Grundform. Diese wäre eine Bildung mit einem Suffix -ica, -ice zum Adjektiv *l’uby "lieb, angenehm, lieblich". Hier bedeutete Lübeck also so viel wie "lieblicher, angenehmer Ort".
  4. altpolabisch *L’ubka als Grundform. Dieser Ansatz ist mit 3. nahezu identisch bis auf den Unterschied, dass nun ein -k-Suffix zur Bildung verwendet wurde. Die Bedeutung bleibt aber Punkt 3 gleich.

Bei historischen Belegen mit -k-Auslaut (wie z.B. dem vom 12. Jahrhundert) ist eine Anlehnung an das mittelniederdeutsche Wort beke "Bach" anzunehmen, da dieses als Ortsnamengrundwort im Niederdeutschen häufig ist und die deutschen Siedler kaum die polabische Sprache gesprochen oder verstanden haben dürften, aus der der Name ja stammt. Deshalb glich man Unbekanntes Bekanntem an.
Zusammengefasst und einfach ausgedrückt bleiben im Wesentlichen zwei Deutungen übrig:

  1. Lübeck als "Ort der Leute eines *L’ub-" oder
  2. Lübeck als "lieblicher, angenehmer Ort" (vgl. oben 3.).