Moddelmog

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Hallo,

ich würde mich freuen, wenn mir jemand erklären woher der Name kommt, bzw. was er bedeutet.

Meine Urgroßeltern kommen aus Westpreußen.

Vielen Dank

Michael

User offline. Last seen 10 years 33 weeks ago. Offline
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MODDELMOG ist m. E. eine Verballhornung des poln. Namens MODLIBÓG. Zusammengesetzt aus der Ableitung von modlic sie = beten und bóg = Gott .

Die MODLIBOG gehörten zu den westpreußischen Adelsfamilien, vgl. http://home.foni.net/~adelsforschung/ostpr05.htm

Die polnische Adlige Catherine Modlibog aus Thorn war die Großmutter des Astronomen Nicolas Kopernik(us), wie hier dargelegt wird:

http://books.google.de/books?id=CvEQAAAAMAAJ&pg=RA1-PA177&lpg=RA1-PA177&dq=modlibog&source=web&ots=Yt_svklKgx&sig=Bt7pgzKY9QvdFpMy0ROZokE0ji8&hl=de#PRA1-PA177,M1
Catherine Modlibog heiratete Luc Wasselrode (Watzenrode). Ihre Tochter Barbe (Barbara) heiratete 1464 Nicolas Kopernik (Sen.). Deren Sohn Nicolas Kopernik(us), der Astronom, wurde am 19.2.1473 in Thorn geboren.

Vgl. auch (Englisch): http://www.archiwa.gov.pl/memory/sub_kopernik/index.php?va_lang=en&fileid=004

Eine Ableitung des FN MODDELMOG von den zweimal in der Nähe von Köslin (Pommern) vorkommenden Dörfern Muddelmow (poln. Modlimowo) halte ich für sehr unwahrscheinlich, da es diese Ortsnamen als Familiennamen nicht zu geben scheint. Außerdem macht es keinen Sinn, davon auszugehen, dass sich das bei FN geläufige Suffix -OW in die völlig ungewöhliche Endung -OG verwandeln würde. D. h. -OG muss die ursprüngliche Endung sein, die sich bis heute erhalten hat. Das lässt praktisch nur die Ableitung des Familienamens von MODLIBÓG zu. Heute kommt MODDELMOG vereinzelt noch in Bromberg (Bydgoszcz) und Krakau vor; in den jeweiligen Nachbarbezirken Bielske und Kattowitz die wenigen MODLIBÓG.

MfG

JCM
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Zu den offensichtlichen Kenntnissen seinen vier Bemerkungen erlaubt:

(1) CHARAKTERHERKUNFT
Eine Namensbildung aus der Charaktereigenschaft ist eher unwahrscheinlich.

Die frühen Namenseinträge Moddelmog in den Kirchenbüchern enden zumeist auf „uc“, „oc“, „uk“ oder „uck“ statt „ug“ bzw. „og“. Letztere Endung nimmt erst in der preußisch-deutschen Zeit überhand.

Die Wortendung „-moc“ heißt auf polnisch „Kraft“, „Macht“. Dieselbe Familie Modelmuk (1750) wird auch einmal später als Modeltrzag (1773) bezeichnet, mit der möglichen Ableitung „taschg“ (pol. rz = g wie in Gendarm, genauso wie „ż“) in der Bedeutung von Regierung („rzad“). Das Wort „modro“ mit der Bedeutung „blau“ ebenfalls als erste Stammform angesehen werden. Blau ist zudem eine Wappenfarbe.

(2) RUFNAMENSHERKUNFT
Eine Rufnamensherkunft ist möglich und wird u.a. auch von der Gesellschaft für Namenskunde e.V. an der Universität Leipzig vermutet.

Im freien Internetenzyklopädie Wikipedia.org findet sich unter der Kategorie männlicher slawischer Vorname folgender Eintrag:

Męskie imiona słowiańskie: Modlibog, Modliboż – staropolskie imię męskie, złożone z członów Modli- („modlić się, prosić“) i –bog („Bóg“, ale pierwotnie „los, dola, szczęście”). Prawdopodobnie oznaczało pierwotnie: „ten, który prosi los”. Żeński odpowiednik: Modliboga. (http://pl.wikipedia.org/wiki/Modlibog)

Übersetzung:
Männlicher slawischer Vorname: Modlibog, Modlibojsch – altpolnischer männlicher Vorname zusammengesetzt aus den Gliedern Modli- („beten, bitten“) und –bog („bug = Gott“, aber ursprünglich „Los, Schicksal, Glück“). Wahrscheinlich zuerst bezeichnend: „derjenige, welcher um sein Glück bittet“). Weiblich entsprechend: Modliboga.

Angemerkt sei in dem Zusammenhand, daß im Polnischen ein „o“ wie „o“ ausgesprochen, aber ein „ó“ (mit Strich) wie „u“ ausgesprochen wird.

Allerdings unterstützen die ersten nachweisbaren Kirchenbucheinträge (abgefaßt phonetisch und daher oft interpretationsfähig) diese These nur eingeschränkt.

(3) ÖRTLICHE HERKUNFT
Neben den bereits erwähnten Orten Muddelmow (deutsche Schreibweise) bzw. Modlimowo (polnische Schreibweise) kommen auch noch die Orte Modliborzyce und das Dorf Muddel mit dem Muddelstrand als Ursprungsform in Betracht.

Als gesicherter Ursprung (aber NICHT als Herkunftsgebiet!) gilt Roscimin (dt. = Rosmin) im Kirchenkreis Zabartowo (Bartenau). Hier wurde am 24. Februar 1750 die Geburt von Tochter Marianne Moddelmog registriert. Eltern waren Jacob Moddelmog (*1727) und Anna Rehbein (*1736).

Als deren Eltern lassen sich Michael Rehbein (*1696) und Marianne Berger (*1701) nachweisen sowie Daniel Moddelmog (fälschlich in den Veröffentlichungen von Wilckens aus dem Jahre 1931 (Nachdruck 1988) aufgrund einer inzwischen verlustig gegangenen Liste von 1766 als Muddler(!) zitiert, welches auch schon aus dem Kontributionskataster vom März 1773 im Geheimen Preußischen Staatsarchiv in Berlin ersichtlich ist).

Die Urform des Namens „Rehbein“ heißt wohl „Reyben“ (so steht es öfter in Kirchenbüchern vor 1793) und hat daher weder etwas mit „Reh“ noch mit „Bein“ zu tun.

(4) BEWERTUNG
Sämtliche obige Alternativen sind spekulativ, aber die Optionen (2) bzw. (3) wahrscheinlicher. Insbesondere läßt sich aufgrund der mangelhaften Quellenlage bislang weder örtlich noch namentlich eine Linie über 1727 zurückverfolgen. Die westslawischen Dialekte sind zudem ausgestorben und so Bedeutungen auch nur noch schwer erschließbar.

Interessant ist allerdings, daß die Familie schon seit den ersten (bisher) nachweisbaren kirchlichen Aufzeichnungen von 1750 protestantisch ist und somit wahrscheinlich vom Deutschen Orden beeinflußt war.

Für Quellennachweise und weitere Diskussionen mit evtl. Informationsaustausch, kann durch persönliche Email an den Betreiber der Website www.westpreussen.de (über „in eigener Sache“ und „Kontakt“) der Kontakt zu mir hergestellt werden, da Herr W. auf entsprechende Bitten, die Emails an mich weiter leiten wird.

JCM