...herkunft von herrenkind...

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Beigetreten: 07.03.2007
Beiträge: 3

meine lieben experten... :roll:

bin schon seit monaten auf der suche nach der herkunft des nachnamens "herrenkind".

hat dazu jemand eine idee?

ist es wirklich jemand gewesen, der ein schelmischer mensch war und auch noch als erwachsener keine spaesse lassen konnte?

waere euch dankbar, wenn ihr euch um "mich" kuemmern koenntet.

:) liebe gruesse

Beigetreten: 29.01.2006
Beiträge: 1829

Hallo,
das früheste Aufkommen, das ich finden konnte:
13. Ilsabe Herrenkindt - International Genealogical Index / GE
Gender: Female Birth: 27 JAN 1608 Lemshausen, Hannover, Preussen

Bahlow schreibt zu Herr-Namen: im Dienst eines Herren stehend, daher auch Bauernname. Als Beispiele gibt er Herrenbecker, Herrenmüller, Herrenknecht usw. an.

Ich will nicht ausschließen, dass es sich um ein Kind handelte, dass vom "Herren" gezeugt wurde statt vom Ehemann der Mutter. Vielleicht aber auch ein untertäniger, unmündiger (kindgleicher), leibeigener Bauer.

Beate

Beigetreten: 07.03.2007
Beiträge: 3

:shock: beate, du bist, um es milde auszudruecken, gigantomanischspitzenklassegeil!

ich bedanke mich ganz, ganz dolle bei dir! :oops:

die liebsten gruesse,

JOHANNA

User offline. Last seen 11 years 4 weeks ago. Offline
Experte!Moderator
Beigetreten: 30.01.2006
Beiträge: 1553

Hallo Johanna,

auch wenn es nicht besonders schön klingt, Gottschald schreibt zu Herr(en)kind, Hernkind, Herrensohn, schwager viell. eher < mnd. herje "Hure" als < Herr.

Gruß
Dinomaus28 :roll:

User offline. Last seen 8 years 3 weeks ago. Offline
neugierig
Beigetreten: 02.01.2015
Beiträge: 2

Vielen Dank Johanna für Deine Frage! Ich hätte nämlich eine sehr ähnliche gehabt. Und vielen Dank an Dinomaus28 und Beate für Eure Anregungen!

Ich bin auf der Suche nach Quellen über die Schreibweise "Herrnkind", aber natürlich auch dankbar für Ideen zu "Herrenkind", "Hernkind", "Hernkindt", "Herrnkindt" oder "Herrenkindt".

Beates Idee verweist auf das "ius primae noctis", also das Recht der ersten Nacht, dessen frühere Existenz aber unter HistorikerInnen umstritten ist. Da die Grundherrschaft sich regional sehr unterschiedlich ausprägte und damit auch das Verständnis über Leibeigenschaft, wäre ich geneigt denjenigen zu folgen, die für das Mittelalter derartig schlimme Gewaltformen jedenfalls in einigen Regionen Europas und Deutschland annehmen.

Einiges spricht dafür, dass der Name auf dem ehemaligen Gebiet Preußens entstanden ist. Sollte das stimmen, könnte der Namensteil "-kind" auch auf das prußisch-sudauische "kint" als Bezeichnung für Krieger hinweisen ("kinit" = kämpfen).

http:// http://genwiki.genealogy.net/Kindt_%28Familienname%29

Dann hätten wir hier mittlerweile vier Deutungsalternativen.

Bin auf weitere gespannt smiley

Marind

User offline. Last seen 51 weeks 3 days ago. Offline
Experte!Moderator
Beigetreten: 31.12.2005
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Marind schrieb:

Vielen Dank Johanna für Deine Frage! Ich hätte nämlich eine sehr ähnliche gehabt. Und vielen Dank an Dinomaus28 und Beate für Eure Anregungen! Ich bin auf der Suche nach Quellen über die Schreibweise "Herrnkind", aber natürlich auch dankbar für Ideen zu "Herrenkind", "Hernkind", "Hernkindt", "Herrnkindt" oder "Herrenkindt". Beates Idee verweist auf das "ius primae noctis", also das Recht der ersten Nacht, dessen frühere Existenz aber unter HistorikerInnen umstritten ist. Da die Grundherrschaft sich regional sehr unterschiedlich ausprägte und damit auch das Verständnis über Leibeigenschaft, wäre ich geneigt denjenigen zu folgen, die für das Mittelalter derartig schlimme Gewaltformen jedenfalls in einigen Regionen Europas und Deutschland annehmen.

Einiges spricht dafür, dass der Name auf dem ehemaligen Gebiet Preußens entstanden ist. Sollte das stimmen, könnte der Namensteil "-kind" auch auf das prußisch-sudauische "kint" als Bezeichnung für Krieger hinweisen ("kinit" = kämpfen).

http:// http://genwiki.genealogy.net/Kindt_%28Familienname%29

Dann hätten wir hier mittlerweile vier Deutungsalternativen.

Bin auf weitere gespannt smiley

Marind

 

 

Hallo,

so dramatisch ist die Ety. Des Namens nun auch wieder nicht.

Zu Namen Herrenkind sind in D rund 90 Einträge in 40 vers. Landkr. verz.. Die Meisten in MV und BE. Weitere vert. sich auf ganz D.

Ich bin auf der Suche nach Quellen über die Schreibweise "Herrnkind"

In der Schreibweise HERRNKIND sind es rund 50 Einträge in 33 vers. Landkreisen (BB, Sachsen).

Oder/Quellen z.B.: http://telefonbuch.t-online.de/

Herrenkindt noch rund 5 Einträge MV und. BE

Herenkind(t), Hernkindt,  Herrnkindt,  Hernkind= null Einträge in D.

Mit Herren-kind ist nicht anderes gemeint als das Kind eines Herren. Herren-Kind steht für= vornehmes Kind eben das Kind eines Herren. So auch der Name Herrenkoch= Koch d. Herren. Herrenknecht= Knecht des Herren usw.. Etwas Schwerer zu verstehen ist der Name Herrenkugel. Mit kugel ist eigentlich Gugel gemeint (urspr. von Lat. cucullus) = Kapuze. Die Gugel war einst hochmodern und z.B. auch von den Damen d.b.Gesells., mit langen Zipfel bis zum Po, gerne getragen.

Herr(en) war im Mittelalter jeder, der über dem Ritter stand, z.B. ein Freiherr oder der Lehensherr. Mit Herr wurde auch jeder bezeichnet, der in irgend einer Form Rechte über Personen oder Sachen ausübte, z.B. der Gutsherr, der Grundherr  Leibherr usw.. Die Kinder von solchen Herren wurde vom Volk Herrenkinder genannt. Die Anrede Herren war damals den Adligen vorbehalten.

Das Wort Herr(en) zu/von mhd. herre (ca. 8 Jh.). Das Wort Kind zu/von mhd. kint (ahd. kind) aud dies auch bereits im 8 Jh..

Kind wurde in alten Zeiten nur dichterisch i.S.v. Sohn oder Verwandter verwendet. Jedoch nicht zur Bildung von Fam. Nam..

Und in alten WB kann man dies auch sehr gut nachlesen:

herrenkind, n. im allgemeinen kind eines herrn: hier ist mein vater der herr, dachte sie, und wir die herrenkinder.

kind eines groszen herrn, kind eines edelmanns. Sagte die wirthinn, wenn ich das gedacht hätte, dasz er ein herrenkind ist, so wär ich doch wohl anderst mit ihm umgegangen. (Nürnberg 1780).

In der von Dir genannten WeBSeite finden sich keine Angaben zum Namen Herrenkind u.ä Schreibweisen.

Es stehen da Angaben zum Namen KINDT. Es steht jedoch auch: Bei Herkunft aus Ostpreußen, Westpreußen und dem Memelland.

Der Name Kind ist auch in D rund 1700x verz. und vert. sich praktisch auf ganz D.

Zum Namen Herr sind es dann bereits rund 3400 Einträge. Dies entspricht rund 9000 Namenträger in D.

Herren noch rund 90 Einträge in D.

User offline. Last seen 8 years 3 weeks ago. Offline
neugierig
Beigetreten: 02.01.2015
Beiträge: 2

Vielen Dank, Tarzius, für Deine Mühe!

Die hat mir noch ein paar schöne Anregungen beschert.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird auch Deine Deutung der Herkunft des Namens zutreffen. Zu hundert Prozent möchte ich mich bei der gegenwärtig dünnen Datenlage aber noch nicht festlegen. Immerhin ist der von angeleye zitierte Autor ja kein ganz unbekannter.

Vor allem scheint mir die geografische Herkunft des Namens noch nicht gesichert. Den ältesten Eintrag für Herrenkindt habe ich im Raum Hannover finden können.

https://familysearch.org/ark:/61903/2:1:MLJL-XLD

Den ältesten Eintrag für Herrnkind ebenfalls:

https://familysearch.org/ark:/61903/2:1:MHN5-8VS

Andererseits sieht Geogen http://christoph.stoepel.net/geogen/v3/Default.aspx sowohl in der relativen als auch in der absoluten Namensverteilung einen Schwerpunkt in Barnim und Torgau-Oschatz. Und gerade im Bereich Barnim sind seinerzeit viele Flüchtlinge aus Ost- und Westpreußen gelandet. Und sollten die tatsächlich von dort kommen, was ich zur Zeit noch nicht ausschließen kann, käme vielleicht wieder die alternative Deutung von "Kindt" ins Spiel.

Aber noch mal: Höchstwahrscheinlich liegst Du mit Deiner Deutung vom Kind des Herrn richtig.

Schöne Grüße

Marind

User offline. Last seen 51 weeks 3 days ago. Offline
Experte!Moderator
Beigetreten: 31.12.2005
Beiträge: 4600

Marind schrieb:

Vielen Dank, Tarzius, für Deine Mühe! Die hat mir noch ein paar schöne Anregungen beschert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird auch Deine Deutung der Herkunft des Namens zutreffen. Zu hundert Prozent möchte ich mich bei der gegenwärtig dünnen Datenlage aber noch nicht festlegen. Immerhin ist der von angeleye zitierte Autor ja kein ganz unbekannter. Vor allem scheint mir die geografische Herkunft des Namens noch nicht gesichert.

 

 

Hallo,

die Namensvert. bei/von  G.G. ist mir bekannt und hatte ich bereits erwähnt.

Auch sind mir die Aussagen von Gottschschald und Bahlow bekannt. Zumal dieses Buch (Bücher) mir pers. vorliegen. Auch der von Beate zitierte Eintrag (bei den Mormonen) ist mir bekannt. Auch kenne ich Angeleye/Dinomaus pers..

Zu Ihrer damaligen Aussage (aus dem Jahre 2007) nur so viel: Gottschald schreibt: Herrenkind siehe Herr-.  Und  unter Herr- ist folgendes vermerkt: mhd. herre= Herr. Der Zusammenhang zu Hure (herje)  ist, so kann man dies nachlesen, in dem Fam. Nam Herrnkind absolut nicht gegeben. Es handelt sich dabei wohl um eine Fehlinterpretation von Dinomaus.

Zu der Aussage von Beate: auch Sie hatte Bahlow nicht ganz richtig zitiert. Denn unter Herr- steht unteranderem auch:ein wirklicher Herr, auch im Dienste eines Herrn stehen.

Und es gibt ja auch noch weitaus ältere Bücher als die zwei genannten Standartwerke.

Und auch wenn das Gebiet zur damaligen Zeit als/zu Westpreusse bez./gehört,  bt. dies noch lange nicht, dass es sich beim Namen um einen Westpreuss. (Ostpress.)- Namen handelt.

Da es den Namen in unters. Schreibweisen gibt, ist eine gemeinsame Hk. des/der Namen auszuschliessen. Und ohne die Hk. der eigenen Vorfahren zu kennen.................

In alten Schriften (z.B.) ist (unteranderem) folgendes verz.: z.B.:

Sogar für die Kinder gab es eine Zwangsdienstzeit auf den Burgen (die Waiseljahre), wo sie leichte Arbeiten verrichten mussten und Spielkameraden der Herrenkinder waren. Als solche wurden sie meist für alle Verfehlungen und Bübereien der Herren- und Vogtskinder haftbar gemacht und gezüchtigt; von damals stammt der Ausdruck „Prügelknabe"……………

http://lainsitz.prinzeps.com/alteTexte/hoefer/14.htm

 

Nb. erwähnt:  auch die Nazis hatten sich der "Bz". Herrenkinder bemächtigt: "Herrenkinder" erzählen: Sie waren die Auserwählten des NS-Erziehungssystems, nach dem Krieg machten viele von ihnen Karriere. In der Doku "Herrenkinder" kommen Napola-Zöglinge zu Wort….

http://www.taz.de/!44862/