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Hallo Armin,
dafür kann ich dir aber noch was zu den anderen Namen sagen.

Worat leitet sich von prußisch "woras" ab und bedeutet alt. Es gibt den Woriethbach im Memelland und den Woriener See in Natangen (nördl. Ostpr.)
Kadar ist prußisch Lumpen, litauisch wäre skudars.
Skwer ist litauisch (skverbti), bedeutet eindringen, vordringen ist aber auch ein Spitzname für eine aufdringliche Person.
Schatt ist prußisch Hausierer (šatas).

Beate

User offline. Last seen 17 years 4 weeks ago. Offline
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Ja, das ist wieder etwas was ich nicht wusste - danke! :)

Drei Namen habe ich noch: die ich auch noch nicht so recht unterbringen kann: Naujok(-s, -in), Dannatis (in Lankeninken), Kleinyte.

Ich frage mich wie denn da wohl die anderen Namen der "Frauenseite" hinein passen, es sind offensichtlich keine litauischen o. Ä. Namen:
Lebendig, Richter (Schwägerau; wohl keine Salzburger), Mollstein(in),
oder auch Ratz, Bark (Kumpchen, Ingoven).
:?:
Armin

Beigetreten: 29.01.2006
Beiträge: 1829

Hallo Armin,
Dannatis habe ich um 1775 in Budwethen gefunden. Davon gibts aber mehrere, allerdings alle im schalauischen Gebiet und in der Niederung. Vanagas hat Danas im Memelland und wird hier wieder ratlos und verweist auf etwas Deutsches, nämlich Matthias.

Ich hab den memelländischen Namen Danoe, der sich auf den Fluss Dange bezieht, der in Memel ins Haff mündet (litauisch Dane). Das ist ein kurischer Flussname und bedeutet "dreieckiges Stück Land, von Wasser umgeben".

Naujok ist litauisch und bedeutet Neusiedler.

Klein-yte klingt zwar nach deutsch Klein, hat die weibliche Unverheirateten-Endung und dürfte lettisch (kleins) oder litauisch (kleinas) sein. Das bedeutet krummbeinig. Gerullis hat den Ort Cleynu, später Klenau im Kreis Braunsberg. Der Orden hatte ca 1000 Litauer ins südliche Samland verschleppt.

Lebendig ist ein prußisch-sudauischer Name. Viele Sudauer wurden vom Ritterorden ins Memelgebiet zwangsumgesiedelt. Er leitet sich von "leba" ab und bedeutet Orgie, reiches luxuriöses Leben. Den Sudauern sagt man nach, dass sie sehr geschäftstüchtig waren.

Richter ist deutsch. Nach der großen Pest wurden einige dort angesiedelt, z.B. aus Merseburg.

Mollstein kann deutsch sein, kann aber auch von "molsteinit" abgeleitet werden. Das bedeutet schlammiger Ort, der von mehreren Seiten von Wasser umspült wird. Gerullis hat den Ort Molseyn, später Molsehnen, etwas nord-östlich von Königsberg.

Ratz dürfte sich von litauisch "raczius" ableiten und Wagner bedeuten, kann aber auch polnischer oder deutscher Herkunft sein.

Bark(e) gibt Mechow als prußisch an. Ort Barken/ Borken bei Preußisch-Eylau. Prußisch "bariks" bedeutet verrückt, wahnsinnig, grausam.

Es gab in Ostpreußen lange so etwas wie Apartheid. D.h., den baltischen Ureinwohnern war es praktisch verboten, sich in (deutschen) Städten anzusiedeln. Sie konnten nur als Dienstboten dort wohnen. Deshalb ist eher davon auszugehen, dass selbst deutsch klingende Namen baltischen Ursprungs sind, denn nur die konnten untereinander heiraten. Das lockerte sich erst mit der Ankunft der Salzburger, denn die waren als Glaubensflüchtlinge nicht so rigoros eingestellt.

Beate

User offline. Last seen 17 years 4 weeks ago. Offline
Beigetreten: 28.11.2006
Beiträge: 8

Beate,

vielen Dank für die umfangreichen Ausführungen :clap:
Jetzt werde ich Dir erst einmal wieder Gelegenheit geben Dich
anderen Fragern zuzuwenden!

Armin