Nachnamenreduzierung?

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User offline. Last seen 13 years 10 weeks ago. Offline
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Beiträge: 1

Hallo,

nicht mehr im klaren darüber warum, aber stark interessiert, haben ich und Flo uns überlegt, ob es wohl in Zukunft immer weniger Nachnamen geben wird.
Theoretisch müsste es ja so sein, dass wenn 10 Personen heiraten, daraus folgend bei Nachwuchs nur fünf Nachnamen an die Kinder verteilt werden, bei weiterer "Vermehrung" mit anderen Familien, wo selbige "Namensreduzierung" schon stattgefunden hat, das Gesamtvorkommen von Nachnamen, in Laufe der nächsten Jahrhunderte, um ein Vielfaches verringert werden würde.

Oder meint/wisst ihr, dass es irgendwelche, in gleicher intensität gegenwirkende Vorgänge, wie zB. Neuverteilung von Nachnamen, gibt, welche diesen Effekt eindämmen?

Schließlich gibt es ja auch noch das Aussterben von Namen durch kinderlose Personen.

Kann man also die gewagte These aufstellen, dass die komplette Menschheit irgendwann den gleichen Nachnamen trägt, wenn der Vorgang den gleichen Verlauf beibehaten würde?

Max & Flo

User offline. Last seen 5 years 49 weeks ago. Offline
Moderator
Beigetreten: 06.12.2004
Beiträge: 744

Hi Max & Flo,

zugegeben, ich hatte da noch nie drüber nachgedacht. Ich denke aber, ihr liegt mit eurer Theorie auf jeden Fall richtig.

Neue Nachnamen kommen nicht auf. Woher auch. Die "Vergabe" von Familiennamen ist abgeschossen, nun werden sie nur noch vererbt.

Wenn bei einer Heirat in angenommenen 50% aller Fälle der seltenere Nachname an die Nachkommen weitergereicht wird, dann folgt daraus, dass langfristig die populäreren Namen überleben, die selterenen aussterben.

Und kinderlose Paare geben Ihre Namen ohnehin nicht weiter.

Da sehe ich auch Paralellen zum Gen-pool. Dominante Gene werden vererbt, die anderen geraten in die Minderheit. Es gilt z.B. als relativ gesichert, dass langfristig blonde Menschen von Dunkelhaarigen verdrängt werden. Wir den Namen genauso ergehen.

Tschüß

User offline. Last seen 51 weeks 6 days ago. Offline
Experte!Moderator
Beigetreten: 31.12.2005
Beiträge: 4600

max&florian wrote:Hallo,

nicht mehr im klaren darüber warum, aber stark interessiert, haben ich und Flo uns überlegt, ob es wohl in Zukunft immer weniger Nachnamen geben wird.
Theoretisch müsste es ja so sein, dass wenn 10 Personen heiraten, daraus folgend bei Nachwuchs nur fünf Nachnamen an die Kinder verteilt werden, bei weiterer "Vermehrung" mit anderen Familien, wo selbige "Namensreduzierung" schon stattgefunden hat, das Gesamtvorkommen von Nachnamen, in Laufe der nächsten Jahrhunderte, um ein Vielfaches verringert werden würde.

Oder meint/wisst ihr, dass es irgendwelche, in gleicher intensität gegenwirkende Vorgänge, wie zB. Neuverteilung von Nachnamen, gibt, welche diesen Effekt eindämmen?

Schließlich gibt es ja auch noch das Aussterben von Namen durch kinderlose Personen.

Kann man also die gewagte These aufstellen, dass die komplette Menschheit irgendwann den gleichen Nachnamen trägt, wenn der Vorgang den gleichen Verlauf beibehaten würde?

Max & Flo

Hallo,

Was wohl die Chinesen zu dem sagen würden :wink: . Die haben bloss rund 3500 Fam. Nam..

Oder: andere Länder, andere "Sitten":

Benennungssystemen ist das überindividuelle Element des Gesamtnamens für beide Geschlechter identisch. Das tschechische System beispielsweise sieht zur Kennzeichnung des Geschlechts ein Movierungssuffix vor.4 Der vollständige russische Name besteht sogar aus drei Teilen (Vorname + Vatersname + FN)5. Zusätzlich haben mündige Bürger die Möglichkeit, alle drei Bestandteile ihres Namens neu zu wählen. Kennzeichnend für das isländische Personennamensystem ist der fehlende Familienname. An dessen Stelle steht ein Patronym, das nach dem jeweiligen Geschlecht abgewandelt wird.6 In Spanien umfasst der überindividuelle Teil des Namens zwei Elemente, den Familiennamen des Vaters und den der Mutter.7 Die Umstellung der beiden Namenelemente kann sogar beantragt werden. Das Namenrecht in Deutschland erlaubt z.B. die Namensänderung nach Auflösung der Ehe, Namensänderung nach Adoption sowie das Führen des Geburtsnamens vor oder hinter des Ehenamens. Vor allem die hohe Anzahl verschiedener Familiennamen ist kennzeichnend für viele europäische Benennungssysteme. Als Ursache dafür gelten hauptsächlich unterschiedliche Schreibversionen(Mayer/Meier), wortgeographische Variationen(hd. Schneider vs. nd. Schröder) und die scheinbar unendlichen Bildungsmöglichkeiten(Rosso, Rossi, Rossellini). Im Vergleich zu Europa fällt das Quantum der asiatischen Familiennamen viel geringer aus.

Aus all den genannten Gründen ist es nicht verwunderlich, dass die aktuelle Zahl unterschiedlicher Familiennamen in Deutschland auf weit über 900000 geschätzt wird. Allerdings handelt es sich dabei nicht nur um genuin deutsche Familiennamen, sondern auch um Familiennamen anderer Herkunft. Die zunehmende Internationalisierung öffnet natürlich umso mehr die Schranken für amerikanische, slawische und andere Einflüsse. Der wesentlichste Unterschied zwischen dem gegenwärtigen Namensystem und dem früherer Jahrhunderte besteht darin, dass der Familienname eigentlicher Hauptname ist, nicht wie im Mittelalter der Vor- oder Rufname. Heute führt ein Thomas Meier seinen Vornamen nur, um sich von anderen Meiern zu unterscheiden.

Im globalen Vergleich bewegen sich die deutschen Familiennamen der Zahl nach eher in den oberen Rängen. In Italien gibt es beispielsweise nur ungefähr 130000 Familiennamen. Die Anzahl französischer Familiennamen wird etwa auf 800000 geschätzt. Die USA kommen sogar auf die beachtliche Zahl von zwei Millionen Familiennamen. Einen krassen Gegensatz dazu stellen die chinesischen Familiennamen dar, denn über eine Milliarde Chinesen teilen sich nur zirka 3600 verschiedene Familiennamen. Somit ist es kein Wunder, dass der chinesische Familienname Li (Lee, Lie) mit derzeit über 90 Millionen Trägern zum gebräuchlichsten Familiennamen der Welt geworden ist.

Usw..

Quelle/Kopie aus: Jan Hemmer, die Entstehung und geschichtliche Entwicklung der Familiennamen in Deutschland bis in die Gegenwart. Seminararbeit, 2000, 18 Seiten. Germanistik – Linguistik

Quote:Kann man also die gewagte These aufstellen, dass die komplette Menschheit irgendwann den gleichen Nachnamen trägt, wenn der Vorgang den gleichen Verlauf beibehaten würde?

Dies wird die Menschheit wohl kaum erleben................jedoch inters. zum darüber nachdenken; allemal.

Quote:Oder meint/wisst ihr, dass es irgendwelche, in gleicher intensität gegenwirkende Vorgänge, wie zB. Neuverteilung von Nachnamen, gibt, welche diesen Effekt eindämmen?

Ja, durch Zu-Abwanderung (auch d. Heirat z.B.) von Menschen aus andern-, bzw. in andere Länder.